Greenwashing: Steinkellners Rechtfertigung der Westring-Autobahn absurd

a26-steinkellner-greenwashing.png

Landesrat Steinkellner liegt falsch, wenn er jüngst dem ORF OÖ gegenüber meint, dass der Radverkehr in Linz die Westring-Autobahn braucht: Es gibt keinen zwingenden Zusammenhang zwischen mehr Platz für Radverkehr auf der Nibelungenbrücke und der Errichtung der Autobahn!

"Seit 2015 ist Steinkellner Verkehrslandesrat und zuständig für den Radverkehr. Für die noch von seinem Vorgänger 2014 angekündigten Radhauptrouten im Großraum Linz gibt es bis heute kaum Fortschritte und keinen Plan. Der Ausbau des Alltagsradverkehrs wird vom Land OÖ nach wie vor in den staugeplagten Ballungszentren völlig vernachlässigt!" sagt Gerhard Fischer, Vorsitzender der Radlobby OÖ.

"Jetzt auch noch ein fossiles Steinzeitprojekt wie den Westring in Milliardenhöhe als Argumentation für Verbesserungen für den Radverkehr zu missbrauchen, können und wollen wir so nicht unwidersprochen stehen lassen, weil es absolut nicht den Tatsachen entspricht!"

Schon vor 15 Jahren wurden Varianten für die Verbreiterung der Nibelungenbrücke für den Radverkehr geprüft. Kostenmäßig lagen diese zwischen schlanken 2 bis 12 Millionen Euro.

  • 2 Millionen Euro für die Verbreiterung der Einrichtungsradwege um je 80 cm
  • 12 Millionen Euro für eine bessere, beidseitige Verbreiterung auf Zweirichtungsradwegen, wofür es baulich zusätzliche Träger über die gesamte Donau gebraucht hätte.

Die billigere Variante wurde 2011 in den Zeitungen sogar schon als fix verkauft. Abgewürgt wurde das Projekt dann aber durch einen Streit zwischen Linz und dem Land OÖ über die Zuständigkeit und die Kosten.

Die Radlobby Oberösterreich war von Anfang an gegen das Monsterprojekt Westring-Autobahn, das gerade im Zusammenhang mit der immer realeren Klimakatastrophe ein absolutes NoGo ist. Es sagt einem der Fachverstand (!), dass ein um 3 Nummern zu großes Autobahnprojekt heutzutage nicht mehr gebaut werden darf.

Kein Greenwashing des 1000-Millionen-Monsterprojekts!

Zu Steinkellners “Greenwashing” der Westring-Autobahn ist also festzuhalten:

Nein, der Radverkehr braucht keine Autobahn um Gesamtkosten von 1000 (!) Millionen Euro.

Den Rad- und Fußverkehr auf der Nibelungenbrücke hätte man vielmehr schon vor 15 Jahren mit einer Verbreiterung zwischen 2 bis 12 Millionen Euro sicherer machen können.

Mobilitätswende: Seit Jahrzehnten von Politik versprochen - aber zu wenige Maßnahmen dafür gesetzt

Die Politik begründet nun das Projekt Westring mit der viel zu hohen Zahl an Autofahrten über die Nibelungenbrücke. Diese sind jedoch auch dadurch verursacht, dass Stadt Linz und Land OÖ nie konsequent die von ihnen immer wieder versprochen Änderungen des Modalsplits hin zum Umweltverbund umgesetzt haben.

steinkellner-luger-eroeffnung-autobahn-quelle-land_ooe-max_mayrhofer.jpg

Fröhliche Politiker bei Eröffnung eines Autobahn-Projekts (Quelle: Land OÖ - Max Mayrhofer)

Der staugeplagte Großraum Linz ist nämlich seit Jahren ein Hotspot für Asfinag-Projekte der Superlative, bei denen der Umweltverbund (Öffis, Rad- und Fußverkehr) regelmäßig zu kurz kommt. Hier werden beim Bau neuer Autobahnen neue Maßstäbe gesetzt, sei es bei der ​S10 mit luxuriösen 3-spurigen Autobahntunnels (die Summerauerbahn wurde nicht wie versprochen zeitgleich ausgebaut), bei der Neuerrichtung von Bypassbrücken bei der Voest-Brücke (schlechte Infrastruktur für den Radverkehr bei der Rampe und den Unterführungen im Umfeld) oder beim A7-Anschluss Auhof, wo Verschlechterungen für Rad- und Fußverkehr drohen.

Die Einrichtung von je 3 Kfz-Fahrstreifen über die Nibelungenbrücke - in den 1990er Jahren waren es noch 2 Fahrstreifen - war nie eine Forderung der Verkehrsplaner, sondern nur der Politik. Für die Politik war weder die im Vergleich zu den großen Autoprojekten extrem billige Verbreiterungslösung noch die Umwidmung einer Kfz-Fahrspur für Radverkehr umsetzbar.

Statt der objektiv überdimensionierten Westringbrücke, die samt Anschlüssen alleine 300 Millionen Euro kostet, wäre es möglich gewesen, zur Entlastung der Rudolfstraße und Nibelungenbrücke eine “normale” zusätzliche Donaubrücke zu errichten. Diese hätte ungefähr 60 Millionen Euro gekostet, also nur ein Fünftel. Die rund 240 Millionen Euro Differenz alleine bei der Brücke sind das 500-Fache des bisherigen Linzer Radverkehrsbudgets.

Nach Fertigstellung der 4. Linzer Donaubrücke keine Westring-Autobahn mehr bauen!

Mit Errichtung und für 2024 geplanter Freigabe der Westringbrücke ist nun die notwendige erforderliche Verkehrsentlastung  für einen beidseitigen Zweirichtungsradweg auf der Nibelungenbrücke bereits gegeben.

Der Radverkehr braucht daher keine Westring-Autobahn - alle weiteren Bauteile der Westring-Autobahn haben schon gar nichts mit dem Radverkehr zu tun:

  • Im Bereich des Bahnhofs verzögern die Westring-Bauprojekte überfällige Radprojekte wie den LILO-Trassen-Radweg jahrelang.
  • Und nach Fertigstellung der gesamten Westring-Autobahn werden laut Asfinag zigtausende zusätzliche Autofahrten hinzukommen, die sich im angrenzenden Innenstadtbereich verteilen werden.

Ein breites Bündnis aus über 20 BürgerInitiativen reichte 10.000 Unterschriften für eine Volksbefragung in Linz ein. Auch die Radlobby OÖ ruft bei der kommenden Volksbefragung auf, mit "Ja, Westring-Autobahn stoppen!" zu stimmen.

plakat_streckenfuehrung-a26-scaled.jpg

Nach Fertigstellung der 4. Linzer-Donaubrücke: Stopp der A26-Autobahn!

Westring-Kostenbeteiligung durch die Stadt Linz: Ungedeckelt!

Der Linzer Bürgermeister Luger hat laut jüngsten Medienberichten kein Problem damit, die ungedeckelten 5 % zur Westring-Autobahn (d.h. 50 Millionen Euro bei 1000 Millionen Gesamtkosten) zu zahlen. Gleichzeitig hat er aber seit vielen Jahren - sowohl als Verkehrsstadtrat als auch als Bürgermeister der Mehrheitsfraktion - den Radverkehr ausgehungert.

Das Radbudget war nämlich vor Lugers Amtszeit höher: Bei einer Fortsetzung des Niveaus der Radbudgets aus den 1990er Jahren wären seitdem rund 25 Millionen Euro mehr in den Radverkehr investiert worden.

Dies hätte Tausende Autowege auf den Radverkehr verlagert und damit wäre die Stadt Linz schon jetzt viel lebenswerter und der Verkehr in Linz den Klimazielen im Verkehr viel näher.

Es bleibt zu hoffen, dass dieses Versäumnis nun rasch aufgeholt wird. Die Zeit drängt!

Nun ist die „Bürgermeisterpartei“ SPÖ gefordert, neben dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs und Gedanken über futuristische Mobilitätsoptionen vor allem auch die zeitnah verfügbaren aktiven Mobilitätsformen zu Fuß gehen und Radfahren in ihre Überlegungen mit einzubeziehen.

Denn nicht Autobahn-Projekte brauchen in Linz mehr Geld, sondern der Radverkehr!

Visionen

Links: So soll es sein, rechts: So ist es derzeit.