Safety in Numbers - Sicherheit steigt mit Radnutzung

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Mit dem Begriff "Safety in Numbers" – Sicherheit in der Masse – wird ein Phänomen beschrieben, dass sich der traditionellen Logik der Verkehrsplanung entzieht. So versuchen PlanerInnen durch gute Infrastruktur und klare Reglementierung das Verkehrssystem zu steuern. Doch die komplexen Dynamiken menschlichen Verhaltens können mit einem linearen Ursache-Wirkung-Prinzip 'Steigt die Sicherheit der Radfahrenden, so steigt auch deren Anzahl' nicht vollständig erklärt werden. Denn auch folgendes gilt: Steigt die Anzahl der Radfahrenden, so steigt wiederum die Sicherheit.

Ende der 1940er-Jahre entdeckte der britische Verkehrsstatistiker Reuben Smeed, dass sich das persönliche Risiko im Verkehr nicht linear zur Verkehrsstärke verhält. Er leitete das später "Smeed’s Law” genannte Prinzip aus einer Untersuchung des Autoverkehrs ab. Es besagt, dass mit zunehmender Zahl der Verkehrsteilnehmenden das Risiko der einzelnen Verkehrsteilnehmenden zurückgeht.

Unter RadverkehrsexpertInnen ist dies schon länger als “Safety in Numbers”-Effekt bekannt. Je sichtbarer Radfahrer im Straßenverkehr sind, desto weniger Unfälle passieren. Dies zeigt auch ein umfassender Bericht der OECD zu internationalen Trends in Radnutzung und Sicherheit. Er beinhaltet eine Auswertung für welche die Unfallzahlen in Kopenhagen mit dem Radfahrer-Aufkommen verglichen wurden. Zwischen den Jahren 1996 und 2010 hat der Radverkehr um 20 Prozent zugenommen – im selben Zeitraum sank die Zahl der tödlichen und schweren Unfälle pro km geradelter Weg um 70 Prozent.


 

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Radverkehr und polizeilich gemeldete Radunfälle pro km in Kopenhagen sowie die Entwicklung der Radinfrastruktur in km. (Quelle: Cycling, Health and Safety. Analysis of international trends in bicycle use and cyclist safety. Seite 115)



Dieser Effekt hängt bestimmt auch mit der sehr guten Radpolitik in Dänemark und dem stetigen Ausbau der Radinfrastruktur in Kopenhagen zusammen, aber eben nicht nur. Bei Debatten zum Thema Verkehrssicherheit für Radfahrende ist häufig eine Unsicherheit in der Bedeutung von Safety in Numbers wahrzunehmen. Politische und planerische Fragen wie etwa jene der Helmpflicht oder die pro/contra einer strikten Trennung von Rad- und Fahrzeugverkehr auf der Straße können nicht direkt mit Hilfe dieses Arguments beantwortet werden. Denn Safety in Numbers ist ein Systemparameter zum Vergleich zwischen Städten und Ländern oder zur Beurteilung von Zeitreihen.