Argentinierstraße wird Fahrradstraße

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Die Argentinierstraße im 4. Bezirk ist eine wichtige Rad- und Fußverbindung zum neuen Hauptbahnhof, verfügt jedoch ein für das 21. Jahrhundert veraltetes Straßendesign aus den 1980er Jahren. Bereits 2016 legte die Radlobby dar, warum diese Straße zur Fahrradstraße werden sollte. Ende April diesen Jahres wurde ein Beteiligungs-Prozess zur Neugestaltung gestartet. Bürger*Innen Wiens wurden in eine Umfrage eingebunden und Anrainer*innen dann eine Variantenentscheidung vorgelegt. Nun liegt das Ergebnis der bindenden Abstimmung durch die Bewohner*innen vor. Die Radlobby Wien sammelt jetzt Ideen und Vorschläge zur bestmöglichen Umsetzung. Schreiben Sie uns hier

Die Argentinierstraße bisher

In den Jahren nach der Jahrtausendwende dokumentierten die Dauerzählstellen der Stadt Wien enorme Radverkehrs-Steigerungen auf der Argentinierstraße, die früher Alleestraße hieß. Mit dem Bau des Hauptbahnhofes wurde glücklicherweise eine große Lücke am Gürtelradweg geschlossen und die Argentinierstraße rückte vermehrt in den Fokus von Diskussionen. Unfälle häuften sich, der schmale Radweg direkt neben dem Gehsteig sorgte konstant für Konflikte. Querende Straßen, einmündender Kfz-Verkehr sowie Ein- und Ausfahrten verschärften das Unfallrisiko. 

Im Jahr 2016 wurde Wiens Ausbauprogramm "Rad-Langstrecken" für drei Radschnellverbindungen verabschiedet, die Argentinierstraße fehlte darin leider. Zu wage waren die Perspektiven und die Vorbereitungen noch nicht getroffen. Dabei liegt die Argentinierstraße auf einer der wichtigsten Verkehrsachsen des Radverkehrs in Wien zwischen Verteilerkreis, Hauptbahnhof, Innenstadt, Praterstern und der Donaustadt. Im Herbst wird die Radlobby Wien zum Abschnitt Ringstraße einen Verbesserungsvorschlag vorstellen, damit diese Achse verbessert wird bevor die S-Bahn Stammstrecke 2026/27 jahrelang gesperrt wird.

Petition der Radlobby

Die Radlobby startete 2017 die Petition „Fahrradstraßen für jeden Wiener Bezirk!“, die über 2.000 Unterschriften erhielt. Am 16. September des selben Jahres wurde sie der zuständigen Stadträtin für Verkehr und Vizebürgermeisterin, Maria Vassilakou, überreicht.

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Vorschlag für die zentralsten neun Fahrradstraßen von Seiten der Radlobby Wien

Auf dieser Basis wurde dem Gemeinderat vom Petitionsausschuss empfohlen, einen Masterplan zu beauftragen, der schließlich von der damaligen Verkehrsstadträtin beauftragt und im Sommer 2019 fertiggestellt wurde. Am 12. Radgipfel in Graz wurde der Masterplan Fahrradstraßen erstmals öffentlich präsentiert

Der Bau der Radschnellverbindung Süd (Ring bis Oberlaa) schritt in den Jahren danach rasch voran, nur der Abschnitt der Argentinierstraße hindert die Route bis heute an der Erreichung der städtischen Qualitätskriterien; und das obwohl sie bereits 2018 hätte fertiggestellt werden sollen.

Fahrradstraße als bester Kompromiss 

Die Radlobby Wien diskutierte intensiv zur Zukunft des Straßenzuges mit ihren Mitgliedern, AktivistInnen, Bezirksgruppen und BewohnerInnen. Daraus entwickelte sie Anforderungen an eine zukunftstaugliche Argentinierstraße:

  • eine gute Aufenthaltsqualität für FußgängerInnen
  • Erfüllung der Qualitätskriterien der Radlangstrecke
  • Gewährleistung einer guten Abwicklung des Öffentlichen Verkehrs
  • Erreichbarkeit der Ziele auch mit motorisierten Fahrzeugen
  • Erhöhung der Begrünung und Maßnahmen gegen sommerliche Überhitzung

Um diese Qualitäten erfüllen zu können, gab es im Wesentlichen drei Varianten:
Zwei breite Einrichtungsradwege, ein breiter Zweirichtungsradweg oder eine breite Fahrradstraße. Die Radlobby Wien prüfte die drei Varianten 2016 detailliert und identifizierte die Fahrradstraße als beste Lösung. Danach erstellte sie eine Empfehlung und Beispielsammlung zur Gestaltung von Fahrradstraßen. 

Mit ihren Analysen und dem Ergebnis wurde die Radlobby Wien zwei Mal beim Bezirk und mehrmals bei der Stadt Wien vorstellig.

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Rendering der Fahrradstraße Argentinierstraße, 2016

Abstimmungsergebnis 2022: Über 85 % für Fahrradstraße 

Auf Wunsch des Bezirks und der Stadt Wien wurde Ende April 2022 ein Prozess zur Neugestaltung mit Bürgerbeteiligung gestartet. Mit klaren Zielen: die Rad-Infrastruktur verbessern, zugleich Verkehrsberuhigung, mehr Grün, mehr Platz für das Gehen und mehr Aufenthaltsqualität schaffen. 
Die AnrainerInnen waren von Anfang an in den Prozess eingebunden. Sie konnten nach einer Abfrage der zentralen Anliegen über zwei Gestaltungsvarianten abstimmen. 10.004 BewohnerInnen des Grätzls mit Hauptwohnsitz wurden eingeladen, über die Wahl der Variante zu entscheiden.

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Das Ergebnis der Abstimmung über die Variante, die nun weiter ausgearbeitet werden soll, liegt vor, das Votum ist eindeutig: Die an der Abstimmung teilnehmenden BewohnerInnen des Grätzls rund um die Argentinierstraße sprachen sich deutlich für Variante B, „Die Flexible“, aus. 85,5 % der abgegebenen Stimmen entfielen somit auf die Variante Fahrradstraße. Variante A mit dem Namen „Die Geradlinige“, mit Zwei-Richtungs-Radweg erhielt 14,5 % der abgegebenen Stimmen. Im Zuge der Umgestaltung wird die Argentinierstraße daher künftig zur Fahrradstraße, erhält Begrünung und wird verkehrsberuhigt.
Nach der nun per Abstimmung verbindlich getroffenen Entscheidung werden im Sommer die Planungsarbeiten ausgeschrieben. Nach der Vergabe erstellen die Planer*innen den Entwurf für die gesamte Argentinierstraße. Im Frühjahr 2023 wird der Stand der Planung vorgestellt und es gibt nochmals die Gelegenheit für die Bürger*innen, Rückmeldungen zu geben.

Radlobby macht Vorschläge, sprechen Sie mit!

Die Radlobby entwickelt gerade ein Positionspapier mit detaillierten Planungsvorschlägen zur guten Radverkehrslösung nach Stand der Technik im Gußhaus- und Elisabethviertel anlässlich der Entscheidung zur Fahrradstraße Argentinierstraße. Dieses wird der Stadt Wien sowie dem Bezirk überreicht.

Sie haben auch Ideen und Vorschläge zur guten Ausgestaltung der Fahrradstraße? Schreiben Sie uns hier! -> www.radlobby.at/mitmachen

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Superblock "Elisabeth- & Gußhausviertel", Entwurfsskizze der Radlobby Wien

Gewinner-Variante im Überblick

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  • Verkehrsberuhigung mit weniger Durchzugsverkehr im Grätzl, potenzielle Änderungen von Einbahnen.
  • Zu- und Abfahren mit Kfz bleibt möglich.
  • Wie bisher: Einbahn für Autos und Motorräder, beide Richtungen für Fahrräder.
  • Der bis jetzt bestehende Radweg wird durch eine Fahrradstraße ersetzt.
  • Fahrräder und der verringerte Kfz-Verkehr teilen sich die Fahrbahn.
  • Dadurch bleibt mehr Platz für breitere Gehsteige, für Begrünung und Gestaltung.
  • Durch die hochwertige Gestaltung eignet sich die Fahrradstraße für alle Radfahrenden, auch für Kinder.
  • Die Fahrradstraße kann an manchen Stellen verschwenkt werden, also leicht geschwungen gezogen werden.
  • Dort, wo es die Leitungen unter der Oberfläche erlauben, können Bäume gesetzt werden.
  • Es bleibt im Vergleich mehr Platz für flexible Gestaltung: Micro-Freiräume, z. B. mit Bäumen, Sträuchern, Beeten oder Sitzgelegenheiten können geplant werden.
  • Nach dem Umbau entfallen zumindest etwa 40 PKW-Stellplätze. Durch weitere können Aufenthaltsplätze bzw. Begrünung geschaffen werden.

Radlobby-Erfolg

Wir sehen unsere langjährige Einschätzung durch das Abstimmungsergebnis bestätigt und gratulieren Bezirk und Stadt zum Entschluss. Die Fahrradstraße vereint die meisten Vorteile für alle:

  • mehr Gehsteigverbreiterungen und Sitzgelegenheiten möglich (Flächengerechtigkeit)
  • Radfahrende getrennt von FußgängerInnen (klare Verhältnisse, Respektabstand)
  • mehr Platz für Begrünung (Klimagerechtigkeit) und Freiflächen 
  • inkludiert Verkehrsberuhigung (stark nachgefragt in der Bürgerbeteiligung)
  • entspricht dem Stand der Technik (RVS Radverkehr 2022)

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