Argentinierstraße Neu: Fahrradstraße ist bester Kompromiss

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Die Argentinierstraße im Wiener Bezirk Wieden ist eine wichtige Rad- und Fußverbindung zum neuen Hauptbahnhof. Der dort befindliche älteste Radweg Wiens ist Teil der zukünftigen Rad-Langstrecke Süd.  Für den motorisierten und öffentlichen Verkehr hat die Straße aufgrund umliegender Hauptstraßen keine übergeordnete Bedeutung. Nun steht eine Umgestaltung an, weshalb die Radlobby Wien die Vor- und Nachteile aller Planungsvarianten an Bezirks- und Stadtpolitik herangetragen hat und zum eindeutigen Schluss kam: eine Fahrradstraße soll es sein!

Aus Vergangenheit für Zukunft lernen

Wie wir in unseren ausführlichen Erörterungen unten zeigen, hat die Argentinierstraße eine bewegte Geschichte hinter sich, die von den Anfängen der Radwegeplanung der 80er in eine Gegenwart führt, in der diese Radverkehrsanlage überfüllt, zu schmal und unfallträchtig ist. 25 Rad-Unfälle mit Personenschaden zwischen 2013 und 2015 sprechen für sich.

Die Anforderungen an eine zukunftstaugliche Argentinierstraße sind die Erfüllung der Qualitätskriterien der Radlangstrecke bei guter Aufenthaltsqualität für FußgängerInnen, Gewährleistung einer guten Abwicklung des Öffentlichen Verkehrs und die Erreichbarkeit der Ziele auch mit motorisierten Fahrzeugen.

Dafür wurden drei Varianten von der Radlobby geprüft (zwei breite Einrichtungsradwege, ein breiter Zweirichtungsradweg oder eine breite Fahrradstraße) und die Fahrradstraße als beste Lösung identifiziert. Dafür sollte auch die politische Zustimmung zu finden sein, denn vor den Wiener Wahlen 2015 stellte die Radlobby bei ihrer Wahlkampagne Stimme fürs Rad allen Bezirksparteien in Wieden die Frage: „Wie stehen Sie dazu, die Argentinierstraße in eine Fahrradstraße umzuwandeln?“ Die Antworten ergaben eine klare Mehrheit. SPÖ, GRÜNE, EU-AUS und NEOS in Wieden sprachen sich für die Fahrradstraße Argentinierstraße aus:

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Vergangenheit: Die Argentinierstraße als Radverbindung gewinnt an Bedeutung

Die Argentinierstraße wurde in den 1980er Jahren durch das „Radwegegrundnetz für Wien“ der MA18 als Teil des „Laxenburgweg“ ausgewiesen. In den folgenden Jahren bis 1991 wurde die dem damaligen Verständnis nach umgesetzt.

In den Jahren nach der Jahrtausendwende haben die Dauerzählstellen der Stadt Wien enorme Steigerungen dokumentiert: Heute beradeln bis zu 4000 Menschen werktäglich die Argentinierstraße [NAST Consulting]. Im Jahr 2010 waren es erst 2000 und im Jahr 2002 bis zu 1600 Personen täglich [Snizek+Partner].

Die Steigerungen nach 2010 haben auch mit der erst 2013 fertiggestellten Anbindung an die Radroute Gürtel zu tun. Mit dem Bau des Hauptbahnhofes wurde eine große Lücke in der Radroute Gürtel geschlossen. Mit Abschluss dieses Projektes rückte die Argentinierstraße vermehrt in den Fokus von Diskussionen. Es gab mehrere Lösungsansätze, die in verschiedene Richtungen drängten.

Im Jahr 2013 schaffte es die Argentinierstraße in einer Umfrage der Radlobby Wien in die TOP fünf Radwege, die von der Benützungspflicht befreit werden sollten. Dies ist bis heute ausgeblieben.

Ein Jahr später wurde beschlossen, Radlangstrecken, Verbindungen vom Zentrum ins Umland, zu errichten. Die Argentinierstraße ist Teil des Korridors Süd, welcher von der Ringstraße bis nach Leopoldsdorf führt.

Im Jahr 2016 wurde ein Radbauprogramm verabschiedet, die Argentinierstraße fehlte darin leider. Zu wage waren die Perspektiven und die Vorbereitungen noch nicht getroffen.

Gegenwart: Schmal und unsicher

Die Argentinierstraße ist ein 1300m langer Straßenabschnitt, der von gut ausgebauten Hauptstraßen umschlossen ist: Favoritenstraße und Prinz-Eugen-Straße im Westen bzw. Osten sowie der Gürtel und 2erLinie im Süden bzw. Norden. Sie hat auf weiten Teilen einen Querschnitt von 13-14m. Von dieser Breite sind heute ganze 8m (~60%) durch abgestellte oder fahrende Kraftfahrzeuge belegt, während dem Fußverkehr in Summe nur ~4m (~25%) zur Verfügung stehen. Auf den restlichen ~2m (~15%) befindet sich ein sehr schmaler Zweirichtungsradweg zwischen Gehweg und abgestellten Kraftfahrzeugen.

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Flächenverteilung auf der Argentinierstraße

Unfälle passieren auf der Argentinierstraße gehäuft. Zwischen den Jahren 2013 und 2015 waren insgesamt 25 Unfälle mit Personenschaden im Radverkehr zu verzeichnen. Zumindest 15 dieser Unfälle sind das Ergebnis von Kollisionen mit PKW-Beteiligung. Es besteht also dringender Handlungsbedarf.

Der schmale Radweg direkt neben dem Gehsteig produziert Konflikte. Dies senkt die Verkehrsqualität für zu Fuß Gehende deutlich. Die größte Gefahrenquelle für Radfahrende sind querende Straßen, einmündende Gassen sowie Ein- und Ausfahrten.

Eine gute Erkennbarkeit als Hauptradroute fehlt. Sowohl was die Beschilderung angeht als auch das uneinheitliche Erscheinungsbild der Straße. Bestehende Ampeln sind mit teils ungewöhnlich langen Wartezeiten für den Radverkehr programmiert. Bei den Anbindungen an den Karlsplatz und an den Gürtel fehlt eine einheitliche, leicht verständliche Gestaltung. 

Zukunft: Die Argentinierstraße als Fahrradstraße

Die Anforderungen an eine zukunftstaugliche Argentinierstraße sind:

  • eine gute Aufenthaltsqualität für FußgängerInnen,
  • Erfüllung der Qualitätskriterien der Radlangstrecke
  • Gewährleistung einer guten Abwicklung des Öffentlichen Verkehrs
  • Erreichbarkeit der Ziele auch mit motorisierten Fahrzeugen

Um diese Qualitäten erfüllen zu können, gibt es im Wesentlichen drei Varianten:
Zwei breite Einrichtungsradwege, ein breiter Zweirichtungsradweg oder eine breite Fahrradstraße.

Die Radlobby Wien hat die drei Varianten geprüft und die Fahrradstraße als beste Lösung identifiziert. Gegenüber baulich getrennten Radwegen im autoarmen Gebiet, hat die Fahrradstraße deutliche Vorteile in Hinblick auf Verkehrssicherheit bei gleichzeitig hoher Akzeptanz in allen Alters- und Nutzergruppen.

Verkehrsberuhigung und Bevorrangung

Die wichtigste Maßnahme unabhängig von der Variante ist eine echte Verkehrsberuhigung des Gebietes zwischen den Hauptstraßen Favoritenstraße und Prinz-Eugenstraße. Derzeit sind diese schmalen Gassen stark befahren, da sich über Jahrzehnte hochfrequentierte Schleichwege des motorisierten Verkehrs entwickelt haben. Hier sind mit Durchfahrtsbeschränkungen für den motorisierten Individualverkehr entsprechende Maßnahmen zu setzen.

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Viel Querverkehr senkt die Verkehrssicherheit --> hohe Unfallzahlen
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Schleifenlösungen sichern die Erreichbarkeit bei hoher Verkehrssicherheit und guter Akzeptanz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die zweite wichtige Maßnahme ist die durchgängige Bevorrangung der hochrangigen Hauptradroute gegenüber den umliegenden Erschließungsstraßen.

Fahrradstraßen wie die Goldschlagstraße bieten allen VerkehrsteilnehmerInnen deutliche Vorteile: Hier gilt ein Geschwindigkeitslimit von 30 km/h und Nebeneinanderfahren mit dem Rad ist erlaubt. Gleichzeitig sind gute Gehverbindungen und die Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln gesichert.

Nun sind die Stadt- und Bezirkspolitik am Zug. Mit einer Fahrradstraße blüht der Argentinierstraße eine rosige Zukunft:

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Rendering Argentinierstraße als Fahrradstraße / Radlobby Wien 2016