Baufehler, Denkfehler und Lösung: Offener Brief an LR Steinkellner

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Sehr geehrter Herr Landesrat Steinkellner!

Radverkehr“. Ja, genau: Zukunftsvision gegen Stau-Chaos, für sanfte Mobilität und so. Sollte man fördern. Überall. Auch auf Brücken. Besonders auf Radhauptrouten.

Daher versuchten die VolksvertreterInnen von knapp 250.000 BürgerInnen in den letzten 17 Monaten Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, Herr LR Steinkellner: Resolutionen der Gemeinderäte der Stadt Linz & der Stadt Steyregg, PolitikerInnen aller Parteien versuchten Sie zu überzeugen.

Sie ließen sie alle abblitzen. Sachliche Argumente, unwiderlegbares Gutachten der TU Wien? Ignorieren! Bürgerproteste & Demos? Durchtauchen! Unabhängige Radlobby, die hoffnungsvoll mit Ihren Beamten redet, Kostenoptimierung aufzeigt und sogar neue Baupläne zeichnet? Hinhalten, auf Zeit spielen und dann auch ignorieren.

Wer den Radverkehr kleinhalten will, muss wirklich unbeirrbar zurückschreiten. Und einfach mal die Kosten für einen ordentlichen Radweg auf der Steyregger Brücke unverständlich hoch ansetzen. 240.000 € für ein bisschen Betonieren - vieles davon unnötig, Radlobby hat gezeigt: Es geht billiger! Es gab trotz hoher Kosten Finanzierungszusagen aus Linz und Steyregg. Die wollen das also wirklich haben?! Moment, da fällt Ihnen doch was ein: Normalerweise zahlt das Land OÖ 50% der Projektkosten, hier aber nicht. Schnell mal einen unpassenden § 22 Abs. 2 auspacken, und den Radweg als „besondere Bauausführung“ bezeichnen. Die sollen das schön alleine zahlen. Das Land OÖ weigert sich plötzlich, beim Projekt mitzuzahlen!

Und so dreht sich alles schön monatelang im Kreis, viel unnötige Energie wird vergeudet - bis sich niemand mehr auskennt, wer nun eigentlich mit wem, welche Variante einer ordentlichen Radverbindung zahlen oder auch nicht zahlen würde.

Nun genug der - zugegeben saloppen - Aufarbeitung der von uns dokumentierten Abläufe.

Die Fehler Ihrer Bauausführung: Zu schmal, nicht richtlinienkonform

Sie haben auf der Steyregger Brücke, auf der es 38 Jahre lang zwei Radverbindungen gab (eine auf jeder Seite) nur mehr einen Radweg gebaut, nur mehr auf der „Oberwasserseite“, also flußaufwärts gelegen. Leider haben Sie diesen Radweg zu schmal gebaut. Im Brief an Bürgermeister Luger schreiben Sie, er sei richtlinien-konform. Stimmt nicht. Die Steyregger Brücke ist eine Radhauptroute. Nach dem eigenen Konzept des Landes OÖ, und auch nach Hausverstand: Es ist die einzige Brücke auf 15 Kilometern. Da muss man drüber.

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Radweg nordseitig wurde falsch gebaut - zu schmal, sogar nach den eigenen Richtlinien des Landes! (Radlobby OÖ)

Radwege auf Radhauptrouten müssen mindestens 3.5 Meter breit sein. Vor allem wenn beidseitig Geländer sind und auch noch Fußgängerverkehr herrscht. Bitte diskutieren wir nicht diese Breitenvorgabe, die das Land OÖ selbst aufgestellt hat! Da fangen wir sonst wieder bei den Grundlagen an. Wir dachten, wir wären schon weiter.

Sie haben hier mit unseriös niedrigen Radverkehrszählungen argumentiert, es fehlte auch jede Vision eines stark wachsenden Radverkehrs. Deswegen ist die Auslegung Ihrer Beamten von einem ausreichend breiten Radweg für diese Radhauptroute unrichtig. Ihr Vorgänger LH-Stv Hiesl hätte den Radweg richtigerweise einen ganzen Meter breiter gebaut!

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Südseitig: Viel zu enger Weg fürs Rad! (Radlobby OÖ)

Ein weiterer Denkfehler: Ihr einziger Brückenradweg hat keine Ausweichroute.

Was ist wenn der Radweg mal gesperrt werden muss, wegen Wartungs- oder Sanierungsarbeiten? Nicht unwahrscheinlich, hatten wir vor kurzem schon mal. Dann herrscht Radfahrverbot auf der Steyregger Brücke, einer Radhauptroute! Laut den gültigen Richtlinien (RVS) muss es eine Ausweichroute geben.

Das können Sie nicht ignorieren. Was Sie da bauen, das ist nicht richtlinien-konform!

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Bei Sperre: Es muss eine Ausweichroute geben! (Radlobby OÖ)

Kennen Sie diese Skizze? Dieser kleine Betonsockel ist die Lösung!

Stadt Linz, Stadt Steyregg, all die BürgerInnen, die protestiert haben, sie alle wollen den 2. Radweg auf der Südseite. Bitte argumentieren Sie nicht wieder, dass dieser ja so teuer sei.

Herr Steinkellner, argumentieren Sie nicht wieder mit alten Bauplänen!

Es gab ein Gespräch zwischen hinzugezogenen Bauingenieuren der Radlobby und dem für die Brücke zuständigen Beamten des Landes OÖ, dass Sie begrüßt haben aber jetzt negieren. Wir haben Einsparungspotential aufgezeigt und dokumentiert. Der Radweg soll bei den seitlichen Anschlüssen minimal enger werden und dafür deutlich günstiger. Wir haben dies auch schon lange an das Land OÖ kommuniziert.

Schauen Sie sich die beiliegende Skizze (nochmal) an. Das ist sofort technisch umsetzbar. Im Querschnitt der Steyregger Brücke ist ein kleiner grünen Betonsockel eingezeichnet: Wird dieser kleine Betonsockel nun hergestellt, dann wird eine ansonsten nicht-genutzte Fläche auf der Brücke in wertvolle Verkehrsinfrastruktur für den Radverkehr umgewandelt.

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Detail: Skizze fehlender, kleiner Betonsockel für Radweg (Land OÖ, Radlobby OÖ)

Das Land ist verpflichtet, auch beim 2. Radweg mitzuzahlen!

Herr Landesrat Steinkellner, Sie wurden in den letzten Tagen nochmals von den vielen PolitikerInnen aus Linz und Steyregg kontaktiert: In Steyregg gab es ja bereits einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss zur Finanzierung, der Ihnen nochmals kommuniziert wurde. In Linz ist Verkehrsstadtrat Markus Hein von der Notwendigkeit des beidseitigen Radwegsausbaues überzeugt und bekräftigte eine Finanzierungszusage, unterstützt von einer früheren, entsprechenden Resolution des Linzer Gemeinderats. Sie alle traten in den letzten Tagen als Bittsteller an Sie heran, bissen aber auf Granit.

Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger klärte nun gestern eine Verwirrung auf: Ja, er will den Radweg und Linz will auch mitzahlen. Nur alleine zahlen wird Linz das nicht, das ist nicht üblich! Also kommen Sie nicht wieder mit einem alten Brief von Luger. Fragen Sie ihn heute. Bürgermeister Luger wird Sie auch kontaktieren. (Nachtrag: Presseaussendung Bgm Luger, 28.7.2017)

Aber drücken Sie sich nicht vor der Mitfinanzierungspflicht des Landes OÖ für überregionale Verkehrsprojekte: Das Land OÖ hat 50% der Projektkosten zu tragen!

Wie kann die Finanzierung ausschauen?

Die Hälfte der Kosten für den südseitigen Radweg werden - wie gesetzlich vorgeschrieben - die betroffenen Gemeinden zahlen: 30.000 € hat Steyregg zugesagt. 30.000 € wird auch Linz zahlen.

Das Land müsste also noch 60.000 € zahlen - oder auch nur die Hälfte. Denn die Radlobby hat sogar private Sponsoren aufgetrieben, die auch 30.000 € übernehmen werden.

Herr Landesrat Steinkellner: Wenn Sie keine gut angelegten 30.000 € für ordentlichen Radverkehr bei einer 6-Millionen-Euro Brückensanierung investieren wollen, dann wäre dies ein Armutszeugnis für dieses Land.

Letzte Chance...die Zeit läuft!

Alle sind für den Radverkehr, und alle sind für eine zukunftsorientierte zweite Radverbindung über die Steyregger Brücke. Seien Sie nicht als einziger dagegen.

Lassen Sie Stadt Linz, Stadt Steyregg und die Privatsponsoren mitzahlen. Wandeln Sie nicht-genutzte Fläche auf der Brücke kostengünstig in wertvolle Radinfrastruktur um.

Lassen Sie den kleinen Betonsockel betonieren. Die laufende Generalsanierung kann noch genutzt werden, um die Grundlage für den Radweg zu bauen.

Herr Landesrat Steinkellner, es kostet nicht viel - im Vergleich zu den in Linz geplanten Verkehrsprojekten von mehreren Hundert Millionen Euro sogar verschwindend wenig.

 

Mit radfreundlichen Grüßen,

Dipl. Ing. Paul Weber (Vorsitzender Radlobby OÖ)

Dipl. Ing. Lukas Beurle (Stv. Vorsitzender Radlobby OÖ)

Dipl. Ing. Michael Schrank (Stv. Vorsitzender Radlobby OÖ)

Für den Vorstand der Radlobby OÖ

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Quelle Foto 'Landesrat Steinkellner': Land Oberösterreich

Nachtrag: Presseaussendung der Stadt Linz, Bürgermeister Luger:

 

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