Eventdoku: Themenabend "Radfahren in Währing"

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Am 18.9. fand ein Event der Veranstaltungsreihe "am 18. im 18." statt. An diesem Abend im Centimeter Gersthof ging es rund um das Thema "Radfahren in Währing". Die Radgruppe wurde vom Veranstalter, NEOS, eingeladen an der Diskussion teilzunehmen.

Die Grundlagen

Zu Beginn gab einen ersten Input - Crashkurs - zu den Grundlagen: den Infrastrukturleitlinien der Radlobby Wien. Weiter wurden die Richtlinien für das Verkehrs und Straßenwesen sowie verschiedenen rechtlichen Regelungen angerissen.

Zweitens wurde das Thema Mischverkehr vs. Trennverkehr intensiv diskutiert. In der Dikussion wurde klar, dass es auf die Örtlichkeit ankommt, welches Prinzip angewandt wird. Hier ist die Kfz-Verkehrsbelastung (DTV) und die gefahrene Geschwindigkeit (v85) und die Funktion der Straße für den Radverkehr, ÖV sowie Fußverkehr sind maßgebend. (siehe unten "Sustainable Safety")

Der dritte Punkt hätte für sich bereits einen Abend füllen können: Die Zuständigkeiten innerhalb der Stadt Wien was den Radverkehr anbelangt. Wie kommt es eigentlich zum Bau von Radinfrastruktur und wer muss wo wann welche Entscheidungen treffen? (Idee, Finanzierung, Planung, Umsetzung, Instandhaltung, ...) Hier kann die Radgruppe Währing auf die umfassende Erfahrung der Radlobby Wien zurückgreifen. Interessierten sei die Seminararbeit "Der Weg zum Radweg - Politischer Prozess der Radwegerstellung in Wien" von P. Hladschik und C. Kirchberger an der TU Wien ans Herz gelegt. (Anm.: Die Arbeit ist leider nicht online abrufbar, mit einem Mail an vermitteln wir gerne die Autoren.)

Auf die potentiellen Konflikte von Mischflächen (Rad&Kfz bzw. Fuß&Rad) angesprochen konnte auf die umfassenden Grundlagen der Sustainable Safety und der sowohl hier als auch im Verkehrssicherheitsprogramm Österreich 2011-2020 festgeschriebenen Prinzipien verwiesen werden. Hier ist klar zu erkennen, dass das Wegenetz einer Prioritätenreihung zu unterziehen ist (Erschließungsnetz, Sammelstraßen, Hauptstraßen und equivalent für die Radrouten) und die Gestaltung des öffentlichen Raumes dem Rechnung tragen muss. Klassisch angewandt wird dies im Grundsatz der SuperBlocks. Mehrere Wohnblöcke bilden gemeinsam eine Ruheinsel, einen "(Kfz-)verkehrsberuhigten Bereich".

Wichtig als Grundinfo sind auch die Eckdaten des Radverkehrs in Währing: hier die Infografik der Radlobby-Kampagne Stimme für's Rad. siehe Infografik:

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick:

In der Diskussion wurde auch nach der Position der Radgruppe zu kürzlichen Änderungen in Währing gefragt. Wie steht die Radgruppe zu ein paar kürzlich aufgestellten Radbügeln, zu den Gehsteigverbreiterungen in der Währingerstraße und der neuen Verkehrsführung Cottageviertel?
Unsere Antwort: Die wenigen Radbügel können nur ein erster Schritt sein, den großen Rückstand von Währing an sicheren Möglichkeiten zum Radparken aufzuholen. Wir begrüßen das klar. Zusatz: Radbügel sollen in der Regel nicht auf Gehsteigen angebracht werden. Die Gehsteigverbreiterungen in der Währingerstraße waren aufgrund zahlreicher Behinderungen der Straßenbahn notwendig. Dadurch kann auch der Radverkehr vor Ort besser abgewickelt werden und die Gefahr von plötzlich geöffneten Autotüren - Dooring - wird reduziert. Um die Veränderungen im Cottageviertel zu beurteilen muss man neuen mit dem alten Zustand vergleichen. Die Umsetzung der neuen Verkehrsführung ist noch nicht umgesetzt, daher gibt es leider noch keine Erfahrungen. Früher waren die Gassen im Viertel größtenteils beidseitig befahrbar. Daran wird sich für den Radverkehr nichts ändern. Die Radgruppe sieht kritisch, dass einige der Straßenzüge durchgängige Einbahnen über mehrere Häuserblöcke hinweg verordnet werden. Hier kann beschleunigter Kfz-Verkehr die Folge sein, was zu Sicherheitsrisiken führt. Das wird derzeit von der Radlobby beobachtet und die Radgruppe ggf. aktiv.

Wesentliche Schritte für mehr Radverkehr in Währing

Wesentliche strukturelle Elemente, die das Mobilitätsangebot in Währing deutlich verbessern würden, konnten an diesem Abend identifiziert werden:

  • breites politisches Übereinkommen aller Parteien, gemeinsam das Angebot im Umweltverbund (Fuß, Rad, ÖV) auszubauen
  • langfristiges Bezirks-Verkehrskonzept für Währing mit verkehrsberuhigten Gebieten und Definition der Hauptstraßen und Hauptradrouten.
  • Evaluierung der radfahr-tauglichkeit des Schulumfeldes für jede Schule/Bildungseinrichtung im Bezirk
  • jährlich eingeplantes Radverkehrsbudget gesamt
  • geplante jährliche Investitionen in Möglichkeiten zum Radparken ( ab 0,4 €/Ew/Jahr siehe Wien Landstraße)
  • Pilotprojekt "Radfahren im Park/Grüngebiet"
  • attraktive Radverbindung(en) Stadtgrenze-Gürtel für Jung bis Alt
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Eindrücke vom Themenabend

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Interessante Fragen und Erkenntnisse beim Themenabend

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