U4-Sperre: Wird die Chance genutzt?

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Ab 1. Mai ist ein Teil der U-Bahnlinie U4 wegen Sanierungsarbeiten gesperrt. Um Menschen den Umstieg aufs Fahrrad schmackhaft zu machen, plant die Mobilitätsagentur Servicestände und eine Informationskampagne. Sie macht dabei auf geeignete Routen für Radpendlerinnen und -pendler aufmerksam. Sind die gewählten Routen tatsächlich geeignet, Noch-nicht-Radfahrende zu überzeugen?

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Die Radlobby Wien begrüßt, dass die Mobilitätsagentur die U4-Sperre dafür nutzen will, mehr Menschen zum Radfahren zu bringen. Roland Romano, stellvertretender Infrastruktursprecher der Radlobby Wien, sieht jedoch zusätzlichen Handlungsbedarf: "Service und Information sind ein Anfang. Aber weit wichtiger wäre es, die Gelegenheit zu nutzen, endlich eine leistungsfähige Langstreckenverbindung zu schaffen. Menschen aus dem Westen Wiens und aus den Umlandgemeinden sollen sicher und komfortabel ins Zentrum radeln können."

Nur auf den ersten Blick sieht die Situation für Radfahrende attraktiv aus. Gleich drei parallele Radrouten stehen zur Verfügung. (Zwei davon werden von der Mobilitätsagentur nach einer Untersuchung empfohlen.) Eine Analyse der Radlobby Wien zeigt, dass aber alle Routen deutliche Schwächen aufweisen.

Der Wienflussweg zwischen Hütteldorf und Kennedybrücke ist zwar ampelfrei und angenehm zu befahren. Nur ist die Strecke in der Nacht gesperrt. Auch endet sie abrupt. Ab Hietzing mäandert der Radweg, wechselt das Flussufer und wird immer wieder von Fahrrad- unfreundlichen Ampelschaltungen unterbrochen. Fraglich ist auch die Umgestaltung des Schönbrunn- Vorplatzes: Hier steht der Bau hunderter Autoparkplätze bevor – eine zeitgemäße Ausgestaltung des Radweges aber ist fraglich.

Neulinge nicht verschrecken

Die Strecke Auhofstraße wiederum hätte ebenfalls gute  Voraussetzungen: ist bestens erreichbar, teilweise als geöffnete Einbahn geführt und hat eine Tempo- 30-Beschränkung. In der Praxis ist die Route aber wegen der hohen Kfz-Belastung und der Wartepflicht an vielen Kreuzungen nur bedingt brauchbar. Hier wären Durchfahrtsbeschränkungen (etwa wechselnde Einbahnführung) eine kostengünstige und effiziente Maßnahme.

Die U4-Sperre könnte eine große Chance sein, vielen das Rad als Alltagsverkehrsmittel schmackhaft zu machen. Wenn sich Neulinge allerdings durch schlechte Infrastruktur quälen müssen, wird sie das nicht begeistern, sondern verschrecken. Die Sperre beginnt jedoch erst am 1. Mai und mehrere Jahre Bauzeit sind veranschlagt. Genug Zeit also, die Radinfrastruktur entlang der U4 entsprechend auszubauen.

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