Mieten statt kaufen: Wiens Fahrrad-Abo-Anbieter im Test 

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Räder zu mieten anstatt sie zu kaufen: Das liegt aktuell voll im Trend. Für einen monatlichen Fixpreis bekommt man ein Fahrrad zur Verfügung gestellt, das man - im Gegensatz zu gängigen Sharing-Rädern - mit niemandem teilen muss. Fahren kann man so viel man will und wenn einmal was kaputt geht oder das Rad gar gestohlen wird, darf man sich im Grunde entspannt zurück lehnen: Denn Reparatur, Hol- und Bring-Service und Versicherung sind inkludiert. Mit Swapfiets, EDDI Bike und Bike Gorillaz gibt es gleich drei neue Mietrad-Anbieter in Wien. Die Radlobby hat sie getestet. 

Swapfiets 

Das erfolgreiche niederländische Unternehmen Swapfiets gibt es bereits in mehreren europäischen Städten, wie beispielsweise Amsterdam, Barcelona, Berlin oder Paris. Die auffälligen Holland-Räder mit dem blauen Vorderreifen kann man in unterschiedlichen Ausführungen mieten.

Das Standard-Singlespeed-Modell "Original" mit Hand und Rücktrittsbremse gibt es ab 16,90€ pro Monat, das Modell "Deluxe 7" mit 7 Gängen (Shimano Nexus Getriebenabe) ab 19.90 €. Auch eine E-Bike Version wird demnächst verfügbar sein. Alle Modelle haben einen Unisex-Rahmen, den es in Größen für Fahrer*innen zwischen 160cm und 200cm gibt. Ebenso sind sie mit LED Nabendynamo und Ringschloss ausgestattet. Um die Sicherheit zu erhöhen kommt jedes Modell noch mit einem extra Kettenschloss, das mit dem Ringschloss verbunden werden kann. Im Falle eines Diebstahls wird überprüft, ob man den Schlüssel hat - denn der belegt, dass man doppelt abgesperrt hat. Ist dies der Fall, zahlt man 40€ für das Original und 60€ für das Deluxe 7 Modell. Hat man jedoch keinen Schlüssel mehr, dann wird´s teuer: 350€ bzw. 450€ sind dann im Falle eines Diebstahls zu begleichen. 

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Im Test überzeugen die Räder durch ihre Wendigkeit und die gute Übersetzung, die ein Beschleunigen auf der Geraden sehr einfach macht. Dem Modell "Original" jedoch würde gerade in Wien mit seinen doch nicht von der Hand zu weisenden Steigungen ein größeres Ritzel nicht schaden. Das Modell "Deluxe 7" hingegen bietet alles, was ein bequemes Stadtrad haben sollte: An Ampeln und Steigungen kommt man mit den kleinen Gängen leicht los und bergauf, auf der Geraden kann man in den höheren Gängen ziemlich flott dahin düsen, während man dank der aufrechten Sitzhaltung einen guten Überblick über das Verkehrsgeschehen hat. 

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EDDI Bike

Die EDDIs sind quasi made in Vienna, denn die sechs GründerInnen zwischen 22 und 27 haben sich auf der Wiener WU kennen gelernt. Am Anfang stand der Wunsch, die Zukunft aktiv mitzugestalten, anstatt darauf zu warten, dass die Veränderung von selbst kommt.

EDDI - der Name steht für die englischen Wörter ecological, diverse, dynamic, innovative. Kaputte Fahrräder werden nicht einfach entsorgt, sondern repariert und wieder in Umlauf gebracht. Sozial benachteiligte Gruppen werden in das Unternehmen integriert und soziale Projekte unterstützt. EDDI verspricht, dynamisch zu sein und sich ständig weiter zu entwickeln. Ebenso will man urbane Trends frühzeitig erkennen. Für die EDDIs heißt das in dem Fall: Weg vom Kauf und hin zur flexiblen Nutzung. 

Ab 24,90€ pro Monat kann man das EDDI Bike mieten. 15€ Startgebühr kommen dazu. Es gibt Monats-Abos oder Jahresabos, kaufen kann man das EDDI Bike nach Ablauf der Abozeit - so wie das etwa bei Bike Gorillaz möglich ist - nicht. Sollte das Rad einen Service brauchen oder gestohlen werden, wird es  innerhalb von 48 Stunden repariert oder ersetzt. Im Falle eines Diebstahls fällt eine Bearbeitungsgebühr von 80€ an. Das EDDI Bike ist in schlichtem schwarz-weiß Design gehalten und kommt stylisch-minimalistisch daher, ist aber dennoch 100% StVo konform. Ein 12,4kg leichter Aluminium Rahmen verspricht flottes Vorankommen, die 40mm breiten (weißen!) Reifen bieten den nötigen Grip, um auch sicher über Straßenbahnschienen und Pflastersteine zu kommen. Einzig und allein die 3 Gang Shimano Nexus Nabenschaltung macht uns Sorgen: Wien ist halt nicht Utrecht und hat doch ein paar Steigungen.

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Im Praxistest überrascht das Rad mit seiner Agilität mit gleichzeitigem sicheren Grip durch die breiten Reifen. Beachcruzer goes Cityflitzer. Auf der Geraden fährt es sich angenehm flüssig, auch kleine Steigungen bezwingt man damit locker, gröbere Steigungen möchten wir allerdings nicht unbedingt täglich mit diesem Rad zurück legen müssen, es sei denn wir wollen das Krafttraining gleich in die Alltagswege einbauen.

Das EDDI Fahrrad wird nach Abschluss des Abos direkt vor die Haustüre geliefert - Theoretisch zumindest, denn die bestehenden 200 Stück Räder sind bereits alle im Umlauf, Privatkunden und Businesskunden wie Lieferservices oder die ÖBB fahren EDDI. Man kann sich aktuell nur auf eine Warteliste setzen lassen. Bis Ende des Jahres will man auf 1.000 Stück Räder aufstocken, dann soll es auch 7 Gang Modelle geben, ebenso sind E-Bikes geplant. 

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Bike Gorillaz

Bike Gorillaz setzt auf den Verleih von E-Mountainbikes und E-Trekkingbikes - und zwar für Erwachsene und Kinder. Gründer Arjun Ahluwalia ist früher nur mit dem Auto und dem Motorrad unterwegs gewesen und entdeckte erst im Corona Lockdown seine Liebe zum Fahrrad. Auf der Homepage seines Start Ups kann man pro Kategorie zwischen drei unterschiedlichen Rädern der wählen.

Erwachsenen-Räder gibt es ab 99€ im Monat, Kinderräder ab 18€ im Monat - Je länger das Abo läuft, desto geringer fallen die monatlichen Abokosten aus. Die Laufzeit beträgt zwischen sechs, zwölf und achtzehn Monaten, bei Kinderrädern drei oder sechs Monate. Inkludiert sind Kosten für Versicherung, Hol-/Bringservice, Ersatz von Verschleißteilen sowie für sämtliche Servicekosten nach dem „Fair-Use-Prinzip“ bis einschließlich 1.300 gefahrene Kilometer. Die im Abo enthaltene Versicherung schützt gegen alle nicht mutwillig verursachten Schäden und gegen Diebstahl. Sollte das Rad dennoch gestohlen werden, muss man keinen Selbstbehalt zahlen. Nach Abschluss des Abos wird das Fahrrad innerhalb von maximal 72 Stunden geliefert, so man in Wien oder im Umkreis von 50 Kilometern wohnt. Alternativ kann man das E-Bike persönlich im Showroom abholen.

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Unser Test-Rad HUSQVARNA LIGHT CROSS 3 ist nagelneu (so wie alle Modelle, die 2021 vermietet werden), ausgestattet mit einer Shimano Deore RD 9-Gang Schaltung und einer SR Suntour Gabel mit 120 mm Federweg. Als Hardtail verzichtet das Rad auf den Hinterrad-Dämpfer. So ist es schlanker und leichter, alltagstauglicher und natürlich auch günstiger. Man kann die Mieträder von Bike Gorillaz nämlich auch kaufen, falls man sich beim Fahren in sie verliebt. Für Menschen, die Offroad und auf leichten Trails ihren Spaß suchen, ist dieses Rad genau richtig. Es vermittelt eine enorme Laufruhe, das tiefgezogene Oberrohr bietet viel Bewegungsfreiraum, was vor allem in steileren Passagen Sicherheit vermittelt. Im Uphill schiebt der Motor kraftvoll an und dank der komfortablen Sitzposition sind auch lange Uphills kein Problem. Das einzige Minus stellt die Federgabel dar, die mit der Leistung des Dämpfers nicht besonders gut mithält. 

Für all jene, die Lust haben, mit einem E-Bike die Gegend zu erkunden ohne gleich ein paar tausend Euro auszugeben, macht das Abo durchaus Sinn. Zum Start von Bike Gorillaz entfällt übrigens die Aktivierungsgebühr von 69 €.

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