Radlobby-Analyse: Bauprogramm 2024

Übersichtskarte des jährlichen Bauprogramms 2021-2024

Wien stellt sein Bauprogramm Radverkehrsanlagen 2024 vor - die Radlobby trifft eine erste Einschätzung, die hier schrittweise ergänzt wird.

Ausbau auf ähnlichem Niveau fortgesetzt

Die Stadt Wien investiert auch dieses Jahr wieder einiges in den Ausbau der Radinfrastruktur. Das Regierungsprogramm sieht ein jährliches Investment von „20 zusätzlichen Millionen“ vor. Dieses Ziel will die Stadt mit 25 Mio. Euro dieses Jahr erneut erreichen. Wir messen die Fortschritte am Umsetzungsgrad der PlatzFürWien-Forderungen, die im Rahmen der Wien-Wahl 2020 von 58.000 Menschen unterzeichnet wurden. SPÖ, NEOS und GRÜNE hatten diese Forderungen in ihr Wahlprogramm aufgenommen bzw. diese unterzeichnet. Daran gemessen setzt die Stadt Wien 2024 ca. die Hälfte der versprochenen Radwege an Hauptstraßen um und ein Viertel der Fahrradstraßen. Auffällig: dieses Jahr werden keinerlei Radschnellverbindungen umgesetzt; die Radlobby Wien berichtete bereits über noch fehlende Planungsgrundlagen.

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Das Bauprogramm 2024 gemessen an PlatzFürWien-Forderungen und Wahlversprechen

In der Umsetzung kristallisiert sich ein Schwerpunkt auf baulichen Radwegen sowie einigen gemischten Geh- & Radwegen heraus. Ebenfalls eine zentrale Rollen spielen Fahrradstraßen und das Schließen von Lücken im Hauptradverkehrsnetz . Des Weiteren wird es einige Bestandsverbesserungen geben.

Dieses Jahr sollen ca. 20 Anlagenkilometer insgesamt hinzukommen; davon 83% bauliche Radwege oder teils gemischte Geh- & Radwege. Etwa 13% sind Fahrradstraßen (7 Projekte mit ca. 2,5 km).

Im Jahr 2024 sollen 46 Projekte im Hauptradverkehrsnetz umgesetzt werden. 6 davon im Fokusbezirk Floridsdorf, ebenfalls 6 in der Inneren Stadt, 5 in Favoriten sowie am Alsergrund. 4 Projekte in der Donaustadt und jeweils 3 Projekte in Rudolfsheim-Fünfhaus und Döbling. Jeweils ein einziges Projekt ist in den Bezirken Penzing, Hernals, Währing und Brigittenau geplant. Die Bezirke Margareten, Neubau und Hietzing sind 2024 gar nicht im Bauprogramm vertreten.

Es sind zwar ca. die Hälfte der Projekte nur bis 300 Meter lang, durch Kombination mehrerer Projekte über mehrere Jahre können beträchtliche durchgängige Routen realisiert werden. Vier Projekte des Jahres 2024 sind ca. 1 Kilometer oder länger.

Die Schwerpunkte und die Radlobby-Einschätzung

Im Jahr 2024 werden mehrere Schwerpunkte in den Bezirken gesetzt. Fokusbezirke sind dieses Jahr Floridsdorf und Favoriten. Auch die bisherigen Schwerpunkte in Favoriten und Donaustadt werden weitergeführt. Auf den schon viele Jahre in Erarbeitung befindlichen und auch angekündigten Schwerpunkt Liesing müssen die RadfahrerInnen Wiens weiter warten.

Floridsdorf

Nach der Donaustadt und Favoriten im letzten Jahr wird Floridsdorf zum Schwerpunktbezirk des Bauprogramms. Ein wichtiger Schritt, denn im Bauprogramm 2023 fand sich kein einziges Projekt in diesem Bezirk. Zuletzt wurden in Floridsdorf vor sechs Jahren, 2018, nennenswerte Radwegprojekte angekündigt. Ein massiver Rückstand, welcher nur schwer aufzuholen ist. Seit vielen Jahren setzt sich unsere Bezirksgruppe Radlobby Floridsdorf für sicheres Radfahren im Bezirk ein. Ihre Forderungen nach Radwegen auf Hauptstraßen in Floridsdorf werden jetzt abschnittsweise erfüllt.

Der Floridsdorfer Spitz wird umgestaltet und die Prager Straße bekommt einen Zweirichtungsradweg über 0,34 Kilometer Länge. Von der Floridsdorfer Hauptstraße bis zur Nordbrücke werden die bisherigen Radstreifen auf der Fahrbahn durch einen Zweirichtungsradweg ersetzt. Leider wird dieser, zugunsten von zwei Kfz-Schrägparkspuren nur im Mindestmaß von 2,60 Meter Breite ausgeführt. Eine vergebene Chance, Radfahrenden und FußgängerInnen ausreichend Platz zu geben.

In der Floridsdorfer Hauptstraße wird zwischen Am Spitz und Floridsdorfer Brücke ein ostseitiger Zweirichtungsradweg umgesetzt. Die Radlobby sieht den Rückbau von zwei Einrichtungsradwegen auf einen benutzungspflichtigen Zweirichtungsradweg kritisch. 

Konkret ist ein Ausbau am dringendsten in großen Teilen der Brünner Straße (teilw. überhaupt keine Radwege vorhanden), äußeren Prager Straße und in weiten Teilen der Donaufelder sowie Leopoldauer Straße notwendig.
Im Industriegebiet Strebersdorf wird in der Autokaderstraße (Einzingergasse bis Scheydgasse) und in der Scheydgasse (Lohnergasse bis Marksteinergasse) ein Radweg gebaut. Trotz Randlage wird hier an den richtigen Straßen das richtige gebaut. 

Favoriten

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Hier wird der letztjährige Schwerpunkt weitergeführt. Konkret werden mehrere hochrangige Routen ausgebaut oder errichtet. Landgutgasse zwischen Leebgasse und Herzgasse und Landgutgasse zwischen Laxenburger Straße und Sonnwendgasse bekommen endlich bauliche Radwege. Herzgasse und Hasengasse zwischen Landgutgasse und Neilreichgasse werden ausgebaut. Dieses Projekt ist der wichtige Anschluss der zukünftige “Nord-Süd-Hauptradroute” Neilreichgasse, die es leider entgegen der letztjährigen Ankündigung unerwartet doch nicht ins Bauprogramm geschafft hat. Darüber hinaus soll es kleinere Verbesserungen entlang der Route Triester Straße geben. In der Clemens-Holzmeister-Straße ist eine Attraktivierung geplant sowie in der Triester Straße bei Computerstraße soll eine Lücke mit einem Radweg geschlossen werden. Die massive Lücke auf der Hauptradroute Triester Straße zwischen Davidgasse und Gürtel (siehe Foto) ist leider zum wiederholten Male nicht Teil des Bauprogramms.