Der BiciBus zur VS Liebenau ist erfolgreich gestartet und fährt weiter:
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Nachholbedarf: Nur zwei von vier Grazer Einkaufszentren denken auch an radfahrende KundInnen. Die ARGUS Steiermark testete und bewertete.
Je schöner das Wetter, desto praktischer ist das Rad auch für Einkaufsfahrten. Da kann es schon einmal das etwas weiter entfernte Einkaufszentrum (EKZ) sein, das ja in der Regel eher auf Autokunden ausgerichtet ist.
Die ARGUS Steiermark wollte per E-Mail wissen, warum die Einkaufstempel in und um Graz für radelnde Kunden attraktiv sind und machte anschließend auch selbst die Probe aufs Exempel.
Seit 35 Jahren gibt es den Citypark - das älteste EKZ in Graz. Citypark-Chef Waldemar Zelinka ist überzeugt, dass „sein" Einkaufszentrum ideal für Radler erreichbar ist: „Alle Zufahrten zum Citypark sind mit Radrouten oder Radwegen erschlossen. Die Querung Stadlgasse - Karlauerstraße wird gemeinsam mit der Stadt verbessert." Insgesamt gibt es 150 Parkplätze in Abstellanlagen älterer Bauart vor den Eingängen, ein Gutteil überdacht (zum Vergleich: 2000 Auto-Parkplätze). Um den Radfahrern den Citypark in Zukunft schmackhafter zu machen, denkt Zelinka an Serviceeinrichtungen für kleinere Reparaturen direkt bei den Abstellbereichen.
Citypark: Nahe zum Eingang wird's unter Dach knapp.
Abstellgelegenheiten für Räder sind in der Shopping City Seiersberg Mangelware - kein Wunder, denn schon die Anreise ist nur was für Mutige. Egal, ob man die Zufahrt über die Feldkirchner Straße (von beiden Seiten) oder die Neuseiersberger Straße wählt - man strampelt zwischen tonnenweise Autos und Lkw dahin. Radweg? Ein Fremdwort. Räder? Kaum gesehen im SCS - außer in diversen Geschäften. Und wer dort eines kauft, bringt es sicher(er) mit dem Auto nach Hause.
Das Schweigen auf unsere Anfrage war also nicht verwunderlich und auch aussagekräftig. Verwunderlicher schon, dass auch beim Center West in Webling Funkstille herrschte - obwohl es per Rad gar nicht schlecht erreichbar ist. Über Murradweg und den neuen Radweg entlang der Südbahn kommt man gut hin, zur Not auch über den Schleichweg Richtung Kärntnerstraße. Wenn man sich im SCW allerdings umschaut, wird die Luft dünn für Radfahrende. Abstellplätze sind selbst vor dem Intersport dünn gesät. Und auch bei Ikea scheint man zu meinen, dass man selbst Kleinigkeiten besser mit dem Auto holt. 3300 Parkplätzen für Pkw stehen vergleichsweise einigen wenigen für Radfahrer gegenüber.
SCW Webling: Fahrräder sind hier eine seltene Spezies
Radlerfreundlicher gibt man sich mittlerweile im Murpark: Parallel zur Verlängerung der Tramlinie 4 führt ein neuer Radweg dorthin, was inzwischen sogar schon in Werbemitteln Erwähnung findet. Beim allerletzten Stück ist zwar radfahrerischer Instinkt gefragt, um die Niroster-Spiralen vor dem Interspar und dem K&Ö anzusteuern. Laut Murpark-Leiterin Edith Münzer verfügt man über 250 Radabstellplätze vor den Haupteingängen - ein Drittel davon überdacht. Außerdem biete Sporthändler Hervis Serviceleistungen für Radfahrende an.
Murpark: Das Dach ist woanders, die Zufahrt naja
Gemeinsam sind allen EKZ die innerhalb ihres Areals eher notdürftig bis mangelhaft ausgeführten Radverkehrsanlagen. Gerade so, als ob man eben auch noch was für die Radler hinpinseln hätte müssen. Ein Plus, über das Murpark, Citypark und SCW mit ihren Interspar-Filialen gleichsam verfügen: Gratis-Schließfächer für die mit Gepäck/ Einkauf kommenden Zwieradler. (In Seiersberg gibt es dieses Service gegen 1 Euro Einsatz.)
Ein Blick auf die Internet-Auftritte bestätigt den Eindruck: Auf den Anfahrtsplänen/ Routenplanern und Parkplatzinfos kommt das radlfahrende Klientel nur beim Citypark und Murpark vor, selbst hier nur sehr am Rande. Im Praxistest zeigt sich dann auch, dass bei Mur- und Citypark viele Räder zu sehen sind, was unterstreicht, dass entsprechendes Angebot auch Nachfrage schafft. Zudem haben EKZ heute auch die Rolle von Nahversorgern übernommen. Vorausgesetzt, sie sind erreichbar, kommen auch radelnde Einkäuferinnen und Einkäufer kaum um sie herum.
THOMAS STANZER, ROMAN ZWECK