Barometer der Radliebe

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Wie radfreundlich sind Innsbruck, Salzburg und Odense im Vergleich?

Die Dänen machen es gerne, schnell und oft: Sie fahren mit dem Rad. Die Harmonie zwischen Mensch und Drahtesel ist deutlicher spürbar als anderswo. Für einen wissenschaftlichen Vergleich von Städten im Rahmen einer Masterarbeit genügt „deutliches Spüren“ allerdings nicht: Messen ist angesagt.

Wie aber lässt sich die Fahrradfreundlichkeit einer Stadt messen? Und was zeigt das Barometer hierzulande an? Zur Berechnung der Fahrradfreundlichkeit wurde ein Analyseraster (siehe Grafik) entwickelt: 24 Parameter sollen Aufschluss über die Fahrradfreundlichkeit geben. Innsbruck, Salzburg und Odense sind Universitätsstädte mit einem ähnlich hohen Radverkehrsanteil.

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Der Analyseraster zur Berechnung der Fahrradfreundlichkeit in den Untersuchungsgebieten

Die Untersuchung zeigt folgende Ergebnisse: Odense erreicht von 100 Punkten 92, Salzburg 74 und Innsbruck 33. Aber was sagen diese Zahlen aus?

Vorbild Odense

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Die auf der Insel Fünen gelegene, dänische Stadt Odense gilt als ein internationales Vorzeigebeispiel im Radverkehr. Grundlage dafür ist die bereits seit den 1970er-Jahren intensivierte Radverkehrsförderung. Die Radinfrastruktur lässt kaum Wünsche offen: Fahrradgaragen, Rad-Service-Stationen, ein lückenloses Radwegnetz und Radschnellwege für Pendler. Zudem besticht Odense durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit, intensive Zusammenarbeit mit Schulen, Eltern und Kindern sowie guter Internetpräsenz. 

Salzburg

Auch Salzburg erreicht mit 74 Punkten eine hohe Fahrradfreundlichkeit. Die Basis dafür wurde mit Beginn der aktiven Radverkehrsförderung in den 1990er-Jahren gelegt. Salzburg besticht durch einige besonders kreative Maßnahmen – z.B. werden Radrouten nach Sponsoren benannt, und einzelne Supermärkte liefern Einkäufe auf Rädern aus. Die Infrastruktur punktet mit einer Fahrradgarage am Hauptbahnhof, Fahrradboxen und Rad-Service-Stationen. Punktuelle Schwächen zeigen sich bei der Sicherheit, den Abstellanlagen und beim Radverkehrskonzept.  

Nachzügler Innsbruck

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Innsbruck bildet das Schlusslicht im Städtevergleich. Intensivere Radverkehrsförderung gibt es noch nicht so lange wie in den Vergleichsstädten. Verbesserungspotenzial besteht etwa am Hauptbahnhof mit kaum freien Abstellmöglichkeiten, beim Radwegenetz oder beim Radverkehrskonzept. Auch fehlen Beschilderungen und eine Website mit Informationen über den Radverkehr. Vorbildlich ist Innsbruck bei der Kombination von Radverkehr und öffentlichem Verkehr und auch die Sicherheit im Radverkehr ist hoch. Zudem lassen die zuletzt verstärkten Bemühungen (Verleihsystem, Rad-Service-Stationen, mobile Radreparaturwerkstatt etc.) vermuten, dass sich die Fahrradfreundlichkeit weiter erhöhen wird.

Es wird harmonischer

Fazit: Mit der Fahrradfreundlichkeit von Odense können Salzburg und Innsbruck nicht mithalten. Dennoch werden in den drei Städten rund ein Viertel aller Wege mit dem Rad zurückgelegt. Das Liebesbarometer hält sich also nur bedingt an objektivierte Analyseraster. Jedenfalls aber haben die fahrradfreundlichen Bedingungen eine romantische Begleiterscheinung: Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sich zukünftig noch mehr Menschen ins Zweirad verlieben und so die Lebensqualität in den Städten erhöhen...

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