Überholabstände in Vorarlberg

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Pressegespräch am 16. März: Martin Pfanner (KFV), Elisabeth Kostal, Veronika Rüdisser und Julian Golderer (Radlobby Vorarlberg)


Das Projekt

Viele Radfahrer:innen fühlen sich im Straßenverkehr nicht sicher. Vor allem zu geringe Seitenabstände überholender Autos und Lkw erschrecken und gefährden Radfahrende. Doch überholen Autofahrende wirklich so eng, wie viele Radfahrer denken? Oder werden die Abstände subjektiv als knapper empfunden, als sie tatsächlich sind?

Das Gefühl vieler Radfahrer:innen, zu knapp überholt zu werden, wurde nun im Rahmen eines Citizen Science Projektes der Radlobby Vorarlberg mit Hilfe von Sensoren zur Abstandsmessung (Open Bike Sensoren) wissenschaftlich überprüft.

Ab März 2022 wurden Überholabstände gemessen und dokumentiert.

Bei dem Projekt wurden nicht bestimmte Strecken abgefahren, um Daten zu generieren. Engagierte Bürgerinnen und Bürger haben die Überholabstände auf ihren alltäglichen Wegen mit dem Fahrrad dokumentiert.

Nähere Infos zum Projekt und den Abstandsensoren: www.1meter50.at

Seit 1. Oktober 2022 ist übrigens gesetzlich vorgeschrieben, dass beim Überholen von Radfahrenden innerorts ein Abstand von mindestens 1,5 Metern eingehalten werden muss, außerorts sind es 2 Meter.

Die Ergebnisse

Im März 2023 konnten wir eine beachtliche Anzahl von über 2600 Überholmanövern auswerten

Unsere Auswertung in Vorarlberg zeigt: 63 Prozent der Kfz-Lenker halten beim Überholen weniger als 1,5 Meter Abstand zu Radfahrern. 36 Prozent halten weniger als 1,25 Meter Abstand beim Überholen. Jeder zehnte gemessene Abstand beträgt zwischen 75 Zentimeter und 1 Meter und rund vier Prozent (115 der gemessenen Überholvorgänge) halten weniger als 75 Zentimeter Abstand zum Radfahrenden. 

Alarmierender Rekord: ein gemessener Überholabstand von 29 cm – also die Länge eines DIN-A4-Blatts – zwischen Auto und Radfahrer.

Dabei ist der tatsächliche Abstand zwischen Auto und Radfahrer:in oft deutlich geringer, da das Messgerät die Autokarosserie und nicht den Seitenspiegel erfasst. Bei einer durchschnittlichen Spiegelbreite von 20 cm sind die sehr knappen Überholabstände damit besonders gefährlich für die Radfahrenden.

Am 16. März 2023 präsentierten wir gemeinsam mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) die erste Auswertung unserer Überholabstandsmessungen bei einem Pressegespräch. Die Vorarlberger Nachrichten, vorarlberg.orf.at und Radio Vorarlberg haben berichtet. Hier könnt ihr bei Radio Proton das Pressegespräch nachhören.

Details zu den Auswertungen, siehe: www.1meter50.at/presse

Unsere Forderungen

Aus unseren Ergebnissen lassen sich klare Forderungen für ein sicheres Radfahren ableiten, die die Radlobby Vorarlberg gemeinsam mit dem KFV stellt.Sichere Radinfrastruktur und Bewusstseinsbildung sind notwendig!

#1: Landesweite bewusstseinsbildende Kampagne „Abstand macht sicher“

Da aus Sicht der Radlobby Autofahrende nicht mit böser Absicht, sondern aus Unwissenheit zu knapp überholen, ist eine landesweite bewusstseinsbildende Kampagne dringend notwendig:

Dazu gehören temporäre, große Plakate an Straßen (Frühling und Herbst); Schaltungen im Fernsehen, Radio, und Zeitungen sowie Social Media; Vertrieb von Kiki-Plakaten; Bekleben von Bussen mit dem entsprechenden Sujet.

Zudem sollte die Exekutive die Sensibilisierung der Kfz-Lenkenden unterstützen, durch Aufklärung bei Schwerpunktaktionen. Die Radlobby Vorarlberg erklärt sich bereit, die Open Bike Sensoren für etwaige Aktionen zur Verfügung zu stellen.

#2: Verbesserung der Infrastruktur

Anhand der gemessenen Überholabstände muss die Infrastruktur durch Gemeinden und das Land Vorarlberg analysiert werden. Stellen, an denen laut Messungen besonders häufig zu knapp überholt wird, müssen entschärft werden (z.B.: durch bauliche Maßnahmen oder eine Senkung des Tempolimits für Kfz). Zudem müssen Radfahrstreifen und Mehrzweckstreifen gemäß den geltenden RVS Radverkehr ausgeführt werden.

Das Projekt geht weiter

Auch aktuell sind die Open Bike Sensoren in Einsatz und werden Überholabstände weiterhin gemessen.

Interessierte Bürger:innen und Gemeinden können Abstands-Sensoren bei der Radlobby Vorarlberg ausleihen. Bei Interesse gerne mailen an vorarlberg@radlobby.at

An dieser Stelle möchte wir uns bei unseren Citizen Scientists bedanken – also all jenen Bürger:innen, die den OpenBikeSensor genutzt haben.


 

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