Villach - Grado: Von den Alpen ans Meer

Bunte Gruppe

Bei den Grazer ArgonautInnen hatte sich herumgesprochen, dass es im Kanaltal einen neuen tollen Radweg auf der aufgelassenen Bahntrasse der Pontebbana gibt. Was als verlängerte Wochenendtour im kleinen Kreis konzipiert wurde, ist zur letztlich 17-köpfigen Radreise mit Teilnehmenden aus Graz, der Obersteiermark, Baden und Wien um Christi Himmelfahrt 2014 (28.05. - 01.06.) geworden.

Start war in Villach bzw. Arnoldstein, wohin vornehmlich mit der Bahn angereist wurde. Tourenleiter Stephan erwischte es als ersten: Trotz unplattbaren Mantels hatte sich ein Drahtstück in den Schlauch gebohrt. Dank gekonnter Montiertechnik hielt sich die Verzögerung in Grenzen und über teils geschotterte Nebenstraßen ging es Richtung offener Staatsgrenze Thörl-Maglern.

Wilde und gezähmte Natur auf engem Raum tun sich hier auf: Nach einer Furtquerung - je nach Gemüt auf dem Rad oder barfuß schiebend bewältigt - und der Unterquerung eines Autobahnkreuzes ging es weiter nach Tarvisio, wo wir bereits über die ehemalige Bahntrasse, vorbei an den beiden Bahnstationen, einradelten.

Vom Rastplatz sind es nur wenige Meter auf den Hauptplatz, wo wir auf ein Team von Radio Kärnten stießen, das anlässlich der Eröffnung am Ciclovia Alpe Adria-Radweg unterwegs war. ARGUS Steiermark-Obfrau Heidi Schmitt, mit Stephan Landgraf Organisatorin der Tour, wurde interviewt - nicht das einzige Mal übrigens, das zweite Mal dann in Palmanova. Wir packten erstmals den von Stefan liebevoll zusammengestellten Guide aus und besichtigten die Pfarrkirche.
 
Kurze Etappe nach Pontebba
Der erste volle Radltag schlug sich mit knapp 50 km und kaum 400 Hm zu Buche, war also keine besonders große Herausforderung. Wie sich herausstellte, hat die Ciclovia schon noch Haken und Ösen, sprich Hindernisse wie plötzliche Radwegende oder Schiebepassagen. Unangenehm nicht nur für AnhängerfahrerInnen ist die italienische Marotte, die Zufahrten eng zuzubollern. Ob der klein geratenen und nicht immer zuverlässigen Wegweisung ist eine gute Routenplanung mit Navi sicher nicht verkehrt.

 Pontafel/ Pontebba historisch - Ausschnitt aus einer Profilkarte für Radfahrer von 1898, hg. von den Grazern Carl Jäger und Robert Seeger

Pontafel/ Pontebba historisch - Ausschnitt aus einer Profilkarte für Radfahrer von 1898, hg. von den Grazern Carl Jäger und Robert Seeger, von © Slg. Wehap

Nach der Mittagsrast in Venzone, dem sehenswerten Örtchen, in dem trotz des Erdbebens von 1976 viel vom mittellaterlichen Flair erhalten geblieben ist, ging es weiter nach Pontebba, wo wir Quartier bezogen. Irgendwo habe ich ich gelesen, dass man eine Schischaukel vom Käntner Nassfeld hierher plant; ein verständlicher Traum, denn los ist in dem Ort wirklich nichts. Erwähnenswert ist nur, dass hier die alte österreichisch - italienische Grenze verlaufen ist.

Das Filetstück
Tag 3 kam mit 95 km, wenn auch tendenziell bergab, doch an die Leistungsgrenze einiger der gemischten Truppe heran, auch wenn es tendenziell bergab ging. Die von Heidi und Stephan - beide verfügen über lange Tourplanungserfahrung (=> KulTour - Pedalare in Italia(no) - organisierten Quartiere konnten ob der Gruppengröße nicht immer auf gleich lange Tagesetappen abgestimmt werden.

Apropos gemischte Gruppe: In der Runde fanden sich sportive Fahrer im Sportrikot mit scheibengebremsten Mountainbikes und leichtem Gepäck ebenso wie gemütliche TourenradlerInnen 50+ auf ihren schon betagten Touren- und Alltagsrädern (Rennräder fehlten aus gutem Grund, weil eben zeitweise schlechtem Untergrund, Anm.). Mit etwas Disziplin konnte der Flohzirkus aber dennoch zusammengehalten werden.

Der ohne Zweifel schönste Streckenabschnitt ist jener von Pontebba nach Resiutta. Von Vorteil ist eine gute Beleuchtung am Rad wegen der vielen Tunnels, die meisten sind aber beleuchtet. Unzählige Brücken der ausgedienten Bahn überspannen Fella und dann Tagliamento und Nebenflüsse, während die zweigleisige Neubaustrecke im Berginneren geführt wird und nur selten bei den großen Stationen auftaucht. Mit gewisser Wehmut flitzt man an verfallenden Bahnhöfen und anderen Bahngebäuden vorbei; nur die wenigsten werden neu genutzt, wie etwa in Chiusaforte als Bar.

Tunnels und Brücken im Wechsel
Tunnels und Brücken im Wechsel, von © W. Bradler

Kulturträchtige Perlenkette
Der zweite Teil der langen zweiten Tagesetappe war dann von einem Zick-Zack über Nebenstraßen geprägt. Gemona ließen wir links liegen. Irgendwo unterwegs in der Ebene wieder ein Stopp: Einige Zeit dauerte es, bis sich bis vorne durchsprach, dass Patschen No. 2 hinten dafür verantwortlich war.

Ehe wir ziemlich geschlaucht in Udine einrollten, erwischte uns noch ein Regenguss. Während ein Teil der Gruppe klamm unter einer schmalen Traufe abwartete, war der andere um die Ecke gebogen und dort im Bauernhaus mit Kaffee bewirtet worden.

Am nächsten Morgen bekamen wir auf der Suche nach einem Mechaniker - einer der beiden Strallhofers hatte ein gröberes Schaltungsproblem - Zuwachs: Sophia, eine Grazerin aus Sachsen, war alleine Richtung Grado unterwegs und schloss sich uns spontan an. Die folgenden 60 km waren von kulturellen Highlights geprägt: Zwischen Feldern und Gärten tauchten immer wieder kleine Orte mit Villen im Zentrum auf, die sternförmige Festungsanlage von Palmanova, das beeindruckende Schloss-Ensemble von Strassoldo und das antike Aquileia luden ein, abzusatteln, zu flanieren und einen Cappucchino oder ein Gelato zu genießen. Ab Strassoldo gibt es einen neuen, komfortablen Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse.

Palmanova, Piazza Grande
Palmanova, Piazza Grande, von © W. Bradler

Die Tachos der meisten zeigten 220 km, als wir am Abend des 31. Mai über den ehemaligen Eisenbahndamm bei Nieselregen nach Grado einrollten. Hier über die Sehenswürdigkeiten auszuholen, hieße Eulen nach Athen zu tragen; je nach Fasson genossen die TourenradlerInnen inmitten von vielen ebenfalls radelnden Touris und Einheimischen das Flair der belebten Plätze und netten Trattorias.

Sonntag, Abreisetag. Auf direktem Weg ging es zum Teil auf stark kfz-frequentierter Straße nach Montfalcone, wo wir nach einigen Debatten mit dem Bahnhofsvorsteher über fehlende Reservierungen und zu geringe Kapazitäten doch alle in den Zug zurück nach Tarvisio mitkamen. Nur Maria und Walter bleiben zurück; sie hängten noch ein paar Urlaubstage an und wollten einen Blick auf die Schlussetappe des Giro d´ Italia erheischen.

Der größte Teil der Gruppe radelte von Tarvisio nach Villach, um hier die Züge nach Wien und in die Steiermark zu erreichen.

WW

 

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