Auf Augenhöhe: Eine unterirdische Straßenbahnhaltestelle = 40 Linzer Radverkehrsbudgets

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In eine Straßenbahn steigt man normalerweise von einer einfachen, ebenerdigen Haltestelle. Nicht so in Linz. Hier ist geplant, eine 2. Straßenbahnachse zu errichten, aber nicht - wie man erwarten dürfte, oberirdisch, z.B. in der breiten Gruberstraße - nein unterirdisch und auf über 2,5 km Länge. „Und alleine für eine einzige Haltestelle dieses Megaprojektes soll so viel Geld wie das Linzer Radverkehrsbudget von 40 Jahren investiert werden, geplant sind aber 7 unterirdische Haltestellen!“ wundert sich Lukas Beurle, stv. Vorsitzender der Radlobby Oberösterreich über dieses Missverhältnis.

Anscheinend soll neben dem mehrfach zu teuren Autobahnprojekt (Westring) auch ein mehrfach zu teures Projekt für den Öffentlichen Verkehr (ÖV) folgen. Dass durch derartig hohe Investitionen der Politik der ÖV-Benutzer bis zu 100(!) mal so viel wert ist wie der noch umweltfreundlichere Radfahrer, ist bei genauerer Betrachtung dem Bürger nicht erklärbar.

Erfreulicherweise ist der ÖV-Anteil in Linz in Vergleich zu anderen Städten hoch, während der Radverkehrsanteil stark hinterherhinkt (7% im Vergleich dazu Innsbruck 22%, Salzburg 20%, Bregenz 20%). Deshalb braucht es verstärkte und massive Investitionen in den Alltagsradverkehr. Allein die zusätzlichen Betriebskosten für die neue Tunnelstrecke werden mit 8 Millionen Euro pro Jahr angenommen, also das 25-fache des derzeitigen Radverkehrsbudgets in Linz.

Wir sind als Fürsprecher für den umweltfreundlichen Verkehr für den weiteren Ausbau des ÖV, aber auch hier kann es viel zu teure Projekte geben, was bei der 2.Straßenbahnachse bei weitgehend unterirdischer Streckenführung auf jeden Fall zutrifft. Von der Politik darf erwartet werden, dass sie das Steuergeld mit einem hohen Nutzen-Kosten-Faktor investiert, bei diesem einfachen Vergleich ÖV-Rad kann man klar feststellen, dass das bei der Tunnelstraßenbahn nicht gegeben ist.

Nach der aktuellen Verkehrserhebung sind die täglichen ÖV-Binnenwege in Linz nur mehr das Dreifache der täglichen Radfahrten. Wenn die Politik ihre Beschlüsse umsetzt und den Radverkehr in Linz verdoppelt – was aber auf Basis der politischen Handlungen der letzten 3 Jahre immer unwahrscheinlicher wird - werden die ÖV-Fahrten nur mehr weniger als das Doppelte des Radverkehrs sein.

„Umso mehr darf der Radverkehr - vor allem im Hinblick auf die finanzielle Dotierung - nicht mehr weiterhin so stiefmütterlich behandelt werden.“ so Beurle abschließend. 

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