Stadtradln

nschlagbares Verkehrsmittel Fahrrad

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Graz ist mit rund 300.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Österreichs und die Landeshauptstadt des Bundeslands Steiermark. Die Stadt wird von der Mur in Nord-Süd-Richtung durchflossen und hat in der Mitte den grünen Schloßberg mit den Resten einer Burganlage (Uhr-, Glockenturm, Kasematten). Graz ist bekannt für sein südliches Flair, für seine Architektur der Renaissance und der Moderne, seine Universitäten, für Kunst und Kultur und auch für seine Fahrradkultur.

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Schon in der Pionierzeit um die Wende zum 19. Jahrhundert war hier die bedeutendste Fahrradindustrie der Habsburger-Monarchie etabliert, allen voran das nach seinem Gründer Johann Puch benannte Fahrradwerk. Von Vorteil für das radfahrfreundliche Klima war und ist - abgesehen von der vergleichsweise aufgeschlossenen Haltung von Behörden und Politik - die kompakte städtebauliche sowie die günstige topografische Lage. Zwar nahm die Fahrradnutzung nach dem Zweiten Weltkrieg wie überall in den Wohlstandsgesellschaften ab, der Drahtsesel verschwand aber nie ganz von der Bildfläche.

Eine Renaissance erlebte das Fahrrad durch die Energie- und Umweltbewegung Ende der 1970er-Jahre und den Fitness-Boom der 1980er- und 1990er-Jahre. In dieser Zeit erfolgte auch eine verstärkte verkehrspolitische Ausrichtung auf die Bedürfnisse des Radverkehrs, speziell die Schaffung der entsprechenden Infrastruktur.

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Tipps
Hier einige Informationen, die jenen RadlerInnen dienlich sein könnten, die mit den Grazer Verhältnissen nicht vertraut sind:

 
=> Die Innenstadt ist für den Radverkehr sehr gut erschlossen, die meisten Fußgängerzonen sind immer oder zeitlich begrenzt (Herrengasse) auch für RadlerInnen geöffnet. Gerade im Sommer, wenn die Gastgärten "blühen", wird es da öfters eng, wie etwa in der Schmiedgasse, am Franziskanerplatz oder in der Hans-Sachs-Gasse. Überdachte Abstellmöglichkeiten sind in der City rar, eine gibt es im Rathaus-Innenhof (Nachtsperre!).
=> Die Radverkehrsanlagen sind in Graz mitunter ziemlich schmal und sehr häufig als kombinierte Geh-/Radwege im Zweirichtungsverkehr angelegt. Nicht alle Rand- bzw. Wohnbezirke verfügen über eigene durchgängige Radwege und/ oder Kfz-verkehrsarme Radrouten ins Zentrum, was auch für die Verbindung von Subzentren (etwa der Universitäten) untereinander gilt.
=> Die Wegweisung ist 2009 mit der Ausschilderung und dem Start der Markierung von 13 radialen Hauptradrouten us einer Ring-Radroute nach einem neuen System erfolgt. Diese finden sich auch in der Radkarte wieder, die gratis u.a beim ServiceCenter der Verbund Linie und Graz Tourismus erhältlich ist. Die restliche Beschilderung ist allerdings eher schütter und deckt sich nicht mit dem in der Radkarte ausgewiesenen Radroutennetz.

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=> Straßenbahnschienen stellen ein nicht zu unterschätzendes Sturzrisiko dar. Insbesondere bei Nässe oder Schnee ist Vorsicht geboten und eine Querung in steilem Winkel anzuraten. Im Zuge der Verbesserung des Straßenbahnnetzes wurden Kaphaltestellen angelegt und die Gleise an den Fahrbahnrand verlegt, sodass man in einigen Straßen zwischen den Schienen radeln muss. Um dies zu erleichtern und die Mitbenutzung kenntlich zu machen, wurden in diesen Abschnitten Radpiktogramme aufgebracht. Für RadlerInnen mitbenutzbar sind die meisten Busspuren.
=> Überdachte Abstellanlagen und Bikeboxen gibt es an den Endhaltestellen und z.T. an Haltestellen der Öffentlichen Verkehrsmittel (Graz Linien), die mietbaren Bikeboxen stehen an den Bahnhöfen Puntigam und Straßgang.
=> Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Graz Linien (vorm. GVB) nehmen in ihren Fahrzeugen (Tram, Bus) KEINE Fahrräder mit, Taxis - bei Bestellung - schon. Für die Ende 2007 installierte S-Bahn gelten die Beförderungsbedingungen der Verkehrsunternehmen ÖBB, Steiermärkische Landesbahn und GKB, d.h. die Fahrradmitnahme ist möglich.
=> Infos zu Leihrädern

Weitere nützliche Tipps und weiterführende Infos unter Service sowie auf der Seite der Stadt Graz. Einen Online-Routenplaner findet man unter map.bikecitizens.net/at-graz.

 


Sanfte Mobilität
Der Fahrradverkehr nahm im Konzept der Sanften Mobilität - Vorrang für den Umweltverbund (Öffentlicher Verkehr, Fahrrad, Zufußgehen) - eine Schlüsselrolle ein. Der Anteil jener Wege, die von Grazerinnen und Grazern mit dem Fahrrad zurückgelegt werden (Modal Split), ist auf 16,1 Prozent gestiegen (2008) und zuletzt wieder auf 14,5 zurückgegangen (2013). Heute umfasst das Radverkehrsnetz rund 120 Kilometer an Radwegen, kombinierten Geh-/Radwegen und Radfahrstreifen sowie zusätzlich Radrouten in Tempo-30-Zonen. Die Standards und Wartungsqualität im oft lückenhaften Netz sind sehr unterschiedlich, bei Markierung und Beschilderung sowie überdachten und diebstahlsicheren Abstellanlagen konnten Verbesserungen erzielt werden.

Wesentlich bei der Schaffung eines radfahrfreundlichen Klimas war die Einführung von flächendeckend Tempo 30 (ausgenommen Vorrangstraßen) 1992, wodurch 2/3 des städtischen Straßennetzes (ca. 650 km) entschleunigt wurden, sowie die Öffnung der meisten Einbahnen für RadfahrerInnen, was zur Schaffung eines engmaschigen Radverkehrsnetzes vor allem im und um das Zentrum beitrug. Darüber hinaus wurden im ganzen Stadtgebiet im Straßenraum Abstellanlagen eingerichtet und 1999, im Jahr des "Velocity Congress", mit der Beschilderung der Radrouten begonnen, aus denen 2009 ein Hauptradroutennetz definiert und ausgewiesen wurde.

In den 1990er-Jahren ließen die Aktivitäten der Stadt nach und der Schwerpunkt der kommunalen Verkehrspolitik verlagerte sich wieder deutlicher in Richtung Autoverkehr. Neue Akzente gab es 2003-08 durch Gerhard Rüsch (ÖVP) in der Stadt und 2006-10 durch Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP) im Land. Die grüne Vizebürgermeisterin Lisa Rücker (2008-12) realisierte einige neuralgische Lückenschlüsse, ein umfangreiches Markierungs- und Public Awareness-Programm, wobei der investive Schwerpunkt weiter eindeutig beim Öffentlichen Verkehr lag.

Mit dem Wechsel des Verkehrsressorts zu Mario Eustacchio (FPÖ) Ende 2012 verschlechterte sich die Situation in der städtischen Radverkehrspolitik ebenso wie zuvor schon beim Land Steiermark, wo das Ressort bereits 2010 an die Freiheitlichen (Landesrat Gerhard Kurzmann) gefallen war. Seit 2016 sind die Verkehrsagenden beim Land bei Landesrat Anton Lang (SPÖ) und in Graz seit 2017 bei Stadträtin Elke Kahr (KPÖ).

Szene mit Anschluss
In Graz gibt es eine vielfältige Radszene, an die man als InteressierteR und/ oder BesucherIn andocken kann. Dazu bietet sich der RadlerInnenstammtisch der Radlobby ARGUS Steiermark an, der jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat zum offenen Erfahrungsaustausch einlädt. Nähere Infos unter "Termine". Einen guten Überblick über die junge Szene bieten die Bike Citizens.