Umbau Peter-Jordan-Straße erfüllt Sicherheitsansprüche nicht

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Die Peter-Jordan-Straße im 19. Bezirk war bisher eine große Lücke im Hauptradverkehrsnetz. Im November 2016 sind der bestehende Querschnitt teilweise adaptiert und eine veränderte Spurenaufteilung markiert sowie die Kreuzung beim Linnéplatz angepasst worden. Nun folgte endlich die Fertigstellung- jedoch nicht mit der wünschenswerten Qualität und Sicherheit. Bergauf kommt ein neuer Radfahrstreifen, bergab wird ein Mehrzweckstreifen teils neben Parkflächen markiert.

Problemfall Mehrzweckstreifen mit Dooringgefahr

Die Radlobby Wien hat sich aufgrund der starken Steigung und hohen Kfz-Belastung in der Peter-Jordan-Straße für eine geschützte Anlage bergauf ausgesprochen. Der neue Radfahrstreifen stellt hier nicht die Optimallösung, aber dennoch eine Verbesserung dar.

Bergab wurde von uns ein Mehrzweckstreifen (MZS) aufgrund der höheren Geschwindigkeiten und der Dooring-Gefahr durch angrenzende Parkplätze klar abgelehnt und stattdessen ein Miteinander im Mischverkehr gefordert. Das Anliegen einer Tempo 30 Beruhigung, die sicheres Radfahren im Mischverkehr zugelassen hätte, wurde nicht umgesetzt.

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Peter-Jordan-Straße, von ViennaGIS

Aufgrund von baulichen Rahmenbedingungen und mangelnder politischer Unterstützung wird damit ein Projekt mit Sicherheitsmängeln umgesetzt, da vor allem durch den bergab neben Autotüren verlaufenden Mehrzweckstreifen neues Gefahrenpotential auf die Radfahrenden wartet.

Experte warnt vor Nachteilen

Radverkehrsexperte Dr. Michael Meschik von der angrenzenden Universität für Bodenkultur (BOKU) meinte 2014 im Radlobby-Interview zur Frage "Gibt es Fälle, wo es besser ist keinen Mehrzweckstreifen zu markieren, und wenn ja, welche?": "Jedenfalls dort, wo der Platz für eine gute Anlage nicht ausreicht. Wenn alle Fahrstreifen (zu) schmal sind, kommt es zu riskant geringen seitlichen Abständen. Es ist zu beobachten, dass Kfz-LenkerInnen knapp an die Markierung (Warnlinie) und damit bei schmalen MZS knapper seitlich an Radfahrende heranfahren als auf einer Straße ohne MZS. Radfahrende, die durch schmale MZS zudem dazu angehalten werden, weiter rechts (an geparkten Fahrzeugen im Gefährdungsbereich aufgehender Autotüren, bis zu 1 m) zu fahren, als sie das sonst täten, werden von risikobereiten Kfz-Lenkern häufiger überholt als ohne MZS und sind damit einer latenten Gefahr ausgesetzt. Wenn Unfallgefahr von beiden Seiten droht, kann eben keine rechte Unbeschwertheit beim Radfahren aufkommen."