Radlobby Erfolg: Masterplan Fahrradstraßen wird begonnen

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Fahrradstraßen und Radschnellwege sind wichtig, um zur Steigerung des Radverkehrs beizutragen. Während deutsche Großstädte bereits zahlreiche Fahrradstraßen beschildert haben – München hat beispielsweise über 60 davon – besteht in Wien noch viel offenes Potential. Um dieses zu nutzen, wurde Dank einer Petition der Radlobby ein umfassender Masterplan Fahrradstraßen von der Stadt Wien erstellt, der am Radgipfel 2019 präsentiert wurde. Nun sind die ersten fünf Fahrradstraßen nach diesem Plan umgesetzt worden. 

Vorgeschichte mit Petition

Die Radlobby Wien hatte 2017 eine Petition „Fahrradstraßen für jeden Wiener Bezirk!“ gestartet, die über 2.000 Unterschriften erhielt und als Startschuss für die Erstellung des Masterplans gilt. Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou bekräftigte im Jahr 2018 in ihrer Stellungnahme zur Petition: „Aus Sicht der Förderung des Radverkehrs sind Fahrradstraßen in allen Wiener Bezirken wünschenswert. Hinzu kommt, dass mit einem schnelleren Ausbau der Straßentyp der Fahrradstraße schrittweise zum Inventar der Stadt gehört und eine gelassenere Haltung dem gegenüber eintritt.“ Auf dieser Basis wurde dem Gemeinderat vom Petitionsausschuss empfohlen, einen Masterplan zu beauftragen, der im Sommer 2019 fertiggestellt wurde.

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Radlobby Vorschlag für die 9 zentralsten Fahrradstraßen in Wien, 2017

Die Stadt Wien hatte es sich zum Ziel gesetzt, die nachhaltige Mobilität im Alltagsverkehr zu fördern. 80% Verkehrsanteil des Umweltverbundes, also Rad-, Fuß- und öffentlicher Verkehr, ist das dezidierte Ziel der Stadtregierung. Das Fahrrad als umweltfreundliches Verkehrsmittel kann dabei einen wesentlichen Beitrag leisten. Mit dem vorliegendem umfassendem Konzept soll die Fahrradstraße als vollwertige Lösung für Radverbindungen abseits der Hauptverkehrsstraßen, insbesondere im dicht verbauten Stadtgebiet, etabliert werden. 

Die gesamte Präsentation des Masterplans Fahrradstraße vom Radgipfel 2019 finden Sie hier: 

Optionale Verortung von Fahrradstraßen

Für ganz Wien wurden Optionen für Fahrradstraßen ausgewählt, in Workshops mit den relevanten AkteurInnen besprochen und in einer Bewertungsmatrix nach fachlichen Kriterien und Umsetzungsmöglichkeiten beurteilt. Für eine optimale Umsetzung wurde ein Leitfaden für die begleitende Öffentlichkeitsarbeit erstellt.
Den dabei eruierten möglichen Fahrradstraßen wurden als Teil eines zusammenhängenden, komfortablen Radverkehrsnetzes die Anwendungsempfehlungen der Stadt Wien zugrunde gelegt: Hohes Radfahraufkommen bzw. hohes zukünftiges Radfahrpotenzial, strategische Funktion im Radverkehrsnetz, hohe Nutzungsqualität, Verkehrsorganisation zur Vermeidung von Durchgangsverkehr und Straßenbreiten, bei denen Überholen und Nebeneinanderfahren komfortabel möglich ist. Ausgeschieden wurden dabei u.a. Straßenzüge, in denen die Erreichung der Kriterien nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich ist.

Bahnbrechender Erfolg für Fahrradstraßen in Wien

Die Einrichtung von mehreren Fahrradstraßen wurde durch eine für Wien neuartige Zusatztafel ermöglicht. Der Text besagt: "Durchfahrt bis [Straße] gestattet". Damit kann das generelle Durchfahrtsverbot von Kfz in Fahrradstraßen ortsgemäß gestaltet werden und notwendige Kfz-Fahrrelationen erhalten - das erleichtert es in Zukunft, neue Fahrradstraßen zu umzusetzen.

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Neue Zusatztafeln erleichtern die Verordnung von Fahrradstraßen in Wien - ein Erfolg!

Ergebnis und Vorgangsweise

Hier stellt die Radlobby den Optionenplan zukünftiger Fahrradstraßen als interaktive Karte zur Verfügung:

Optionenplan des Masterplan Fahrradstraßen

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Die grünen Linien markieren mögliche Fahrradstraßen bzw. fahrradfreundliche Straßen.

Erste Umsetzungsschritte 

Jeder Wiener Bezirk erhielt eigene schriftliche Unterlage mit den in seinem Bezirk erarbeiteten Vorschlägen. Danach erfolgte die Übergabe an die Fachdienststellen zur Einleitung von Umsetzungsmaßnahmen. In einer ersten Phase sollten netzwirksame Projekte mit geringen Umsetzungswiderständen realisiert werden und nach der Umsetzung systematische Evaluierung und Dokumentation folgen. Im Zuge des Ausbaus der Langstrecke Süd sind nun die ersten Umsetzungsschritte im 10. Bezirk zwischen Neu Laa und Leopoldsdorf erfolgt. Details dazu liefert das Bauprogramm der Stadt Wien. Konkret handelt es sich um zwei Abschnitte der Radroute auf insgesamt sechs unterschiedlichen Straßenzügen: 

Der nördliche Abschnitt von Bahnlände bis Wilhelm-Pinka-Platz:

  • die Bahnlände von der Favoritenstraße bis Weidelstraße
  • die Weidelstraße von Bahnlände bis Oberlaaer Straße
  • die Weidelstraße von Oberlaaer Straße bis Franzosenweg
  • der Franzosenweg von Weidelstraße bis Wilhelm-Pinka-Platz
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Fahrradstraße Weidelstraße

Der südliche Abschnitt vom Liesingbach bis zur Himberger Straße:

  • die Roubiczekgasse im Abschnitt Liesingbachstraße bis Rosiwalgasse
  • die Rosiwalgasse von Roubiczekgasse bis Radnitzkygasse
  • die Radnitzkygasse von Rosiwalgasse bis Himberger Straße
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Liesingbachstraße

Erste Eindrücke

Die Radlobby hat einen Lokalaugenschein durchgeführt. Unsere ersten Beobachtungen:

  • Freudiger Weise ist der Vorrang für Fahrradstraße ist sehr konsequent umgesetzt
  • Noch fehlen einige Wegweiser, die wir aber erwarten.
  • Bei der Rosiwalgasse muss noch die Parkspur auf die Nordseite verlegt und die Bodenmarkierung bei der Kreuzung Radnitzkygasse angebracht werden. 
  • Eindeutige große Radpiktogramme als Bodenmarkierung für die Fahrradstraße erwarten wir noch in den kommenden Tagen.
  • Die  Radwegausfahrt Richtung „Wilhelm-Pinka-Platz“ wird häufig verparkt. Hier sind ggf. Begleitmaßnahmen erforderlich.
  • Die Fahrradstraße ist bei der Oberlaaer Straße unterbrochen, da hier der Bus fährt - ein logischer Kompromiss zu Gunsten des öffentlichen Verkehrs gemäß Rad-Langstrecken-Kriterien der Stadt Wien.
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Unterbrechung der Fahrradstraße in der Oberlaaer Straße 

  • Manche Schilder sind durch Pflanzen verdeckt hier ist ein Grünschnitt erforderlich.
  • Die Querung der Bahnschienen bei der Favoritenstraße/Himberger Straße ist noch nicht ordentlich markiert
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  • Am Radweg Himberger Straße sollte ein Zweirichtungsradweg auf der Ostseite errichtet werden, um das zweimalige Queren der Straße zu vermeiden.