Bregenz, 21.10.2025. „Widersinnig.“ „Ideologiegetrieben.“ „Gegen jede Vernunft.“ Mit deutlichen Worten hat die Initiative Pro Rad Vorarlberg am Dienstag bei der Übergabe einer Petition gegen die geplanten Einsparungen im Radverkehr protestiert. Die prominenten Unterzeichner:innen fordern, den weiteren Ausbau der Radinfrastruktur finanziell abzusichern. Landesstatthalter Christof Bitschi hatte erst am Montag geplante Budgetkürzungen bestätigt.
In Anlehnung an das Vorarlberger Sprichwort “Schaffa, spära, husa” trägt die Petition den Titel “Radla, spära, husa” (“Radeln, sparen, haushalten”). “Sparsamkeit und Vernunft gelten als wesentliche Vorarlberger Werte. Der Ausbau des Radverkehrs entspricht diesen Prinzipien”, heißt es darin. “Der Ausbau der Radinfrastruktur kostet nur einen Bruchteil des Baus neuer Straßen für Pkw und Lkw. Dennoch werden aktuell wichtige Projekte verschoben oder infrage gestellt.”
„Mit wenig Geld viel bewegen“
“Gerade in Zeiten des Sparzwangs brauchen wir Lösungen, die wenig kosten und viel bewegen", betonte Veronika Rüdisser von der Radlobby Vorarlberg bei der Übergabe am Dienstag. “Wer beim Radverkehr spart, spart am falschen Ende. Denn jeder Euro für Radverkehr bringt ein Vielfaches an Nutzen – durch weniger Unfälle, geringere Gesundheitskosten, saubere Luft.”
“Koste es, was es wolle” im Straßenbau
Der ehemalige Gesundheitsminister und Vorarlberger Mobilitäts-Landesrat Johannes Rauch warf der Landesregierung einen “ideologischen Rachefeldzug gegen die Radfahrer” vor: “Radwege werden gestoppt, Straßenprojekte vorangetrieben. Koste es, was es wolle!” Beim Ausbau von Radwegen gebe es “mit wenig Geld viel Nutzen, bei den milliardenteuren Straßenbauvorhaben des Landes lautet die Rechnung: viel Geld, wenig Nutzen.”
Kurt Fischer, langjähriger Bürgermeister von Lustenau, unterstrich die Chancen für Vorarlberg: „Unsere Regionen, insbesondere das Rheintal, haben das Potenzial, in die Europa League und eines Tages sogar in die Champions League der fahrradfreundlichen Regionen aufzusteigen. Das ist nicht nur verkehrspolitisch und klimapolitisch eine wichtige Zielsetzung, sondern auch gesundheits- und gesellschaftspolitisch wie auch volkswirtschaftlich höchst gewinnbringend.“
Drei zentrale Forderungen
In ihrer Petition an den Landtag fordert die Initiative “Pro Rad Vorarlberg” von der Vorarlberger Landesregierung:
Budget und Personal für Radinfrastruktur, Radverkehrsplanung und Radkultur erhalten und aufstocken.
Verbindliche Umsetzung der Mobilitätsstrategie 2030 inklusive regelmäßiger Berichte an den Landtag.
Finanzielle und personelle Unterstützung für die Gemeinden bei Planung und Umsetzung von Radprojekten.
Zahlreiche Studien würden belegen, dass Investitionen in aktive Mobilität die höchste Kosten-Nutzen-Effizienz aller Verkehrsmaßnahmen aufweisen, heißt es in der Petition. “Jeder investierte Euro in den Radverkehr bringt ein Vielfaches an Nutzen, indem Gesundheitskosten vermieden, Emissionen reduziert und gleichzeitig die Lebensqualität erhöht werden.”
Die Petition wurde am Dienstagmittag im Landhaus in Bregenz an Landtagspräsident Harald Sonderegger übergeben. Er wird sie dem Landtag zur Beratung zuleiten.
Gesundheit, Lebensqualität und Umweltschutz
Sozialwissenschaftlerin Eva Häfele hält den Ausbau von Radwegen in Vorarlberg besonders für Kinder und Jugendliche für wichtig. “So können sie sich sicher und selbstständig auf dem Weg zur Schule und in ihrer Freizeit mit dem Fahrrad bewegen können. Sichere Radwege sind daher kein Luxus für Wenige, sondern eine Investition in die Lebensqualität, Umwelt und die Mobilität der nächsten Generation.“
Auch Pater Martin Werlen von der Propstei St. Gerold setzt sich entschieden für den weiteren Ausbau von Radwegen in Vorarlberg ein, “weil damit ‘die Sorge für das gemeinsame Haus’ (Papst Franziskus) mit konkreten Schritten wahrgenommen wird“.