Ein Pfeil wär' geil...

Beispiel Erzherzog-Johann-Brücke nach rechts auf den Radweg am Lendkai

Eine kleine Tafel mit einem grünen Pfeil und dem Zusatz "Nach Halt" soll Radfahrenden an geeigneten Kreuzungen ein Rechtsabbiegen oder Geradeausfahren trotz rotem Ampelsignal erlauben. Aktuell wurde das in Linz bereits zwölf Mal, in Wien 170 Mal (Stand April 2023) umgesetzt. Und in Graz?

Was bedeutet Rechts Abbiegen und Geradeaus bei Rot?

An bestimmten roten Ampeln soll es die Möglichkeit geben, mit dem Rad rechts abzubiegen, weil die Radfahrenden keinen Fließverkehr kreuzen. Dies gilt natürlich nur, wenn die*der Radfahrende vorher anhält und sich davon überzeugt hat, keine Fußgänger*innen und andere Verkehrsteilnehmer*innen zu behindern oder zu gefährden. Eine ähnliche Verkehrssituation ergibt sich bei einer T-förmigen Kreuzung mit einer Einmündung von links. Auch hier quert die*der Radfahrende keinen Fließverkehr. Daher ist hier unter gleichen Bedingungen ein Fahren bei Rot möglich (im Folgenden vereinfacht “Rechts bei Rot”). 

Beispiel Waagner-Biro-Straße geradeaus in Richtung Norden

...zum Beispiel hier: Waagner-Biro-Straße geradeaus in Richtung Norden (Foto Radlobby ARGUS Steiermark)

Wozu braucht man Rechts bei Rot?

Der Nutzen dieser Möglichkeit besteht in einer Attraktivierung des Radverkehrs, da Radfahrende nicht auf das Umschalten auf Grün warten müssen und damit zügiger vorankommen.

Wie sind die gesetzlichen Grundlagen?

Um diese Möglichkeit umsetzen zu können, bietet die StVO mit der 33. Novelle seit 1. Oktober 2022 die Grundlage, dass Behörden an geeigneten Ampeln durch Anbringen von Zusatztafeln (§ 54 Abs. 5 lit. n StVO) für den Radverkehr Rechts bei Rot verordnen können (§ 38 Abs. 5a f StVO). Ergänzend hat das BMK einen umfangreichen Kriterienkatalog zur Bewertung von geeigneten Ampeln veröffentlicht (Österreichische Forschungsgesellschaft Straße – Schiene – Verkehr (2022) RVS ARBEITSPAPIER Nr. 36, Einsatzkriterien für die Zusatztafel mit Grünpfeil für den Fahrradverkehr).

Was bedeutet das für Graz?

Mit der Novelle ist Österreich international spät dran. Bereits Bundesstaaten in den USA (Idaho 1982, hier gelten alle Ampeln ohne Zusatzschild für den Radverkehr wie ein Stoppschild), Niederlande (1990), Frankreich (Pilotversuche 2012, danach Einführung), Belgien (Pilotversuche 2012, danach Einführung), Schweiz (Pilotversuch 2016, danach Einführung), Deutschland (Pilotversuche 2020, danach Einführung) haben eine entsprechende gesetzliche Möglichkeit geschaffen. 

Die daraus gewonnenen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Verkehrssicherheit mit Einführung  unverändert geblieben ist.

Beispiel Friedhofgasse nach rechts in die Alte Poststraße (Radweg)

...zum Beispiel hier: Friedhofgasse nach rechts in die Alte Poststraße (Radweg) (Foto Radlobby ARGUS Steiermark)

Wie wurde die Radlobby ARGUS Steiermark aktiv?

Um den Prozess in Graz zu beschleunigen, evaluierte die Radlobby ARGUS Steiermark anhand des oben genannten Kriterienkatalogs zahlreiche Ampeln in Graz, von denen 48 als mögliche Kandidaten für Rechts bei Rot ermittelt wurden. Diese Liste übermittelte die Radlobby ARGUS Steiermark im Januar 2023 an die zuständige Behörde, das Straßenamt der Stadt Graz. Die Antwort war ernüchternd: Obwohl es international ausschließlich positive Erkenntnisse gibt, möchte das Straßenamt der Stadt Graz wieder zurück an den Start und einen eigenen Pilotversuch an max. 2 Ampeln starten, was die Radlobby ARGUS Steiermark als unnötigen Aufschub erachtet.

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Die Radlobby ARGUS Steiermark fordert, dass für eine größere Zahl von Ampeln ein Rechts und Geradeaus bei Rot umgesetzt wird und eine Evaluierung dann im existierenden Bestand durchgeführt wird.

Weiters wurden in einer Aussendung alle 286 steirischen Gemeinden nach einer eventuellen Installierung von Grünpfeilen für Rechts bei Rot abgefragt. Bislang gibt es von jenen Gemeinden mit Ampelanlagen keine Rückmeldung über derartige Planungen.

Update

Seit Anfang Juli 2023 sind an drei Grazer Ampeln Grünpfeile angebracht. Das Pilotprojekt wird vom Kuratorium für Verkehrssicherheit begleitet und evaluiert. Danach soll es ausgerollt werden.

An der Erzherzog-Johann-Brücke nach rechts auf den Radweg am Lendkai in Richtung Norden

In der Belgiergasse nach rechts in die Griesgasse in Richtung Süden

In der Waagner-Biro-Straße an der Daungasse geradeaus in Richtung Norden

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In der Waagner-Biro-Straße können Radler*innen bei Rot nach Halt weiterfahren (Foto Radlobby ARGUS Steiermark)

 

Weitere Information:

“Einsatzkriterien für die Zusatztafel mit Grünpfeil für den Fahrradverkehr” der Forschungsgesellschaft Straße - Schiene - Verkehr  (FSV)  

Idaho Law (Mittlerweile haben lt. Wikipedia auch andere Bundesstaaten diesen sogenannten Idaho Stop eingeführt.)

Zürich: https://www.stadt-zuerich.ch/site/velo/de/index/sicher-unterwegs.html#rechtsabbiegen_beirot

Deutschland: Pilotversuche in 9 Städten, 2020 (inklusive Zusammenschau Rechts bei Rot in Frankreich, Belgien, Niederlande, Dänemark, USA, Schweiz)