Straßen schneller verbessern: Geschützte Radstreifen als Planungsinstrument

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Erstmals wurden 2011 mit dem Green Lane Project geschützte Radstreifen (engl. protected bike lanes) als Instrument zur Radverkehrssteigerung thematisiert und danach erfolgreich in US-Richtlinienwerke eingeführt. Zahlreiche Städte weltweit nehmen diese Entwicklungen zum Anlass, ihre ungeschützten Radstreifen zu überdenken und neue Radstreifen mit Sicherheitselementen auszustatten. Darunter beispielsweise San Francisco, Washington, New York, Lissabon, Seville, Köln, Frankfurt und London.

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Geschützter Radstreifen in Chicago

Anfang November nun dann der Paukenschlag: Berlin wird als erste Kommune in Deutschland geschützte Radstreifen einführen. Dabei handelt es sich um Radstreifen (eigene Radverkehrsflächen auf Fahrbahnniveau), welche durch ein bauliches Trennelement und einem Schutzstreifen von der angrenzenden Nutzung (z.B. zur Fahrbahn oder zu abgestellten Fahrzeugen) abgegrenzt sind. Dieses Trennelement kann verschiedene Ausformungen annehmen. Diese reichen von niedrigen punktförmigen Elementen bis zu baulichen Grünstreifen. Je nach Gestaltung sind geschützte Radstreifen 5-20 Mal billiger in der Errichtung als bauliche Radwege bei ähnlichen Qualitäten und können im schnellsten Fall innerhalb von Wochen umgesetzt werden.

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Visualisierung des neuen geschützten Radstreifens in Berlin, Hasenheide.

Für die Steigerung des Radverkehrs in Wien braucht es Radinfrastruktur, die sicher, direkt, durchgängig, komfortabel und attraktiv ist. Hier setzten geschützte Radstreifen an: Sie bieten ähnliche Qualitäten wie bauliche Radwege, lassen sich aber rascher und günstiger umsetzen. Durch dieses einfache Planungsinstrument können auf bestehenden Hauptstraßen sehr effizient einzelne Fahrstreifen oder Parkstreifen zur dezidierten Radverkehrsfläche umgestaltet werden, wie es das Fachkonzept Mobilität vorsieht. Mit einem typischen jährlichen Radverkehrsbudget von 6 Millionen Euro könnten so etwa 200 Kilometer an neuen Radstreifen entstehen, während mit diesem Mitteln nur etwa 15 Kilometer bauliche Radwege möglich wären.

Leider wurden trotz Radlobby-Intervention 2016,  im darauf folgenden Jahr erneut ungeschützte Radstreifen auf schnell befahrenen Hauptstraßen errichtet (wir berichteten). Auf ungeschützten Radstreifen fehlen die physische Schutzelemente, daher kommt u.a. die österreichische Richtlinie „kinderfreundliche Mobilität“ zum Schluss: „Auf Fahrbahnniveau liegende Radfahrstreifen oder Mehrzweckstreifen werden wegen der unmittelbaren Nähe zum motorisierten Verkehr den Belangen von Kindern nicht gerecht.“

Geschützte Radstreifen sind – neben baulichen Radwegen – eine zentrale Maßnahme zur Steigerung der objektiven und der gefühlten Verkehrssicherheit und zur Umsetzung der Vision Zero: der weitgehenden Reduzierung von Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr.

Die österreichische Richtlinie RVS Radverkehr empfiehlt, Radfahrstreifen bzw. Einrichtungsradwege auf Hauptradrouten in einer Breite von 2 m auszuführen. Zur angrenzenden Nutzung und zu Hindernissen braucht es einen Schutzstreifen bzw. Sicherheitsabstände. Auch die Stadt Wien empfiehlt seit 2011, Radstreifen abschnittsweise z.B. durch Schwellen abzusichern. Bisher konnten bereits über 25 geschützte Radstreifen in Wien ausfindig gemacht werden. Bisher sind sie leider uneinheitlich und in geringer Qualität ausgeführt.

Die Radlobby Wien spricht sich dafür aus, den Einsatz geschützter Radfahrstreifen in Wien näher zu untersuchen und diese in guter Qualität zu errichten. Dazu zählen:

  • die Breite von mind. 2,0 m Verkehrsraum gemäß RVS Radverkehr auf Hauptradrouten,
  • ein gut sichtbares Trennelement zur Fahrbahn und
  • ein Schutzstreifen zur angrenzenden Nutzung sowie zum Trennelement als Bestandteil fehlerverzeihender Infrastruktur.

Geschützte Radstreifen bieten verglichen mit den bisher eingesetzten ungeschützten Radstreifen eine bessere Trennung, Schutz und Sichtbarkeit im Straßenraum. Sie sind günstiger und rascher herstellbar als bauliche Radwege, weisen aber eine ähnliche Schutzwirkung und Akzeptanz wie bauliche Radwege auf.

Damit können Sie – in guter Qualität ausgeführt – maßgeblich zu einem raschen Ausbau der Radinfrastruktur und damit zur Radverkehrssteigerung in Wien beitragen.

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Generisches Schema für einen zweispurigen geschützten Radstreifen auf einem einzigen Fahrstreifen