Rechts bei Rot für KfZ: Mehr Konflikte, wenig Nutzen

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Ab 1. Jänner 2019 darf auf drei Linzer Kreuzungen bei Rot abgebogen werden, ein Jahr lang soll dieser Pilotversuch dauern. Die Radlobby Österreich steht dem Rechtsabbiegen bei Rot für Kraftfahrzeuge äußerst kritisch gegenüber.

Sicherheit nicht gewährleistet

Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) will den Verkehr in Österreich beschleunigen. KfZ-Lenkenden, Moped- und Motorrad-Fahrenden sowie Radfahrenden soll das Rechtsabbiegen bei roter Ampel erlaubt werden. Verboten soll es für Lkw und Busse bleiben. Die Sicherheit für Radfahrende und Fußgehende sieht die Radlobby hier allerdings nicht gewährleistet. Bei der Einführung der Maßnahme in den USA (im Zuge der Energiekrise) haben sich die Unfälle mit Radfahrenden zum Teil mehr als verdoppelt und die langjährigen Erfahrungen aus Deutschland (ursprünglich aus der DDR) zeigen, dass es durch Rechtsabbiegen bei Rot durch Kraftfahrzeuge zu sicherheitsrelevanten Konflikten kommt.

Erhötes Unfallrisiko 

Rechts-Abbiegeunfälle von Kraftfahrzeugen mit Nichtmotorisierten ziehen meist schwerste Verletzungen nach sich; hier scheint es unpassend, zusätzliches Konfliktpotenzial zu schaffen. Auch die Querung von Radinfrastruktur durch Rechtsabbiegende Kraftfahrzeuge bei Rot bietet enormes Gefährdungspotenzial, was sich in Deutschland in umfangreichen KO-Kriterien niederschlägt.
Schließlich ermöglicht die österreichische Rechtslage laut Auskunft des BMVIT – im Gegensatz zu jener in Deutschland – keine verbindliche Vorschreibung von Einsatzkriterien. Der willkürlichen Verwendung von Rechtsabbiegen bei Rot wäre Tür und Tor geöffnet.
Aus den oben genannten Gründen lehnt die Radlobby Österreich Rechtsabbiegen bei Rot für Kraftfahrzeuge ab.

Rechts bei Rot für Radfahrende

Die Radlobby Österreich begrüßt hingegen ausdrücklich die Einführung von Rechtsabbiegen bei Rot für Fahrräder, da sich diese Regelung in vielen europäischen Ländern bewährt hat (NL, DK, BE, FR) – alleine in Paris sind ca. 1.500 Kreuzungen mit Zusatzschildern für Radfahrende ausgestattet (Stand 2015). Ein Pilotversuch in Basel (CH) zwischen 2012 und 2015 verlief äußerst erfolgreich: trotz reger Nutzung wurde die Sicherheit nicht tangiert und die Konflikte zwischen Kfz- und Radverkehr nahmen sogar ab.

Die Radlobby Österreich spricht sich dafür aus, Rechts bei Rot fürs Rad im Rahmen des Pilotversuches zu untersuchen. In der heutigen Pressekonferenz des BMVIT wurde von Verkehrsminister Hofer auf Nachfrage der Radlobby zugesichert, dass die Evaluierung ergebnisoffen durchgeführt werden soll und eine Einschränkung der Abbiegeerlaubnis auf Fahrräder nicht ausgeschlossen sei.

Angesichts des Rummels rufen wir in Erinnerung, dass die zwei größten Voraussetzungen zur Radverkehrssteigerung in Österreich noch nicht gegeben sind: Es fehlt ein zeitgemäßes Radverkehrs-Budget idHv 30€/Einwohner jährlich und die fahrradfreundliche StVO-Novelle. Daran messen wir die Bundesregierung.