Getreidemarkt prämiert: Goldene Speiche für Lückenschluss

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Nach einem Publikums-Voting und einer Abstimmung durch eine Fachjury steht der Gewinner der Goldenen Speiche 2017 fest: Die zwei neu errichteten Radwege am Getreidemarkt werden mit der Auszeichnung der Radlobby Wien für die beste Radverkehrsmaßnahme des Vorjahres ausgezeichnet. 

Mit den neu errichteten Radwegen am Getreidemarkt wurde eine der problematischsten Lücken im Wiener Radverkehrsnetz geschlossen: Wo zuvor Mischverkehr mit Kraftfahrzeugen auf der Fahrbahn bei Tempo 50 Radfahren zur Mutprobe machte, stehen jetzt baulich getrennte Einrichtungsradwege in komfortabler Breite zur Verfügung. Die Detailplanung für das Projekt wurde von Rosinak & Partner geleistet. Dass die neue zentrumsnahe Radweginfrastruktur als sicher und komfortabel wahrgenommen wird, zeigt das Ergebnis des Publikums-Onlinevoting deutlich: Das Siegerprojekt erhielt mehr als dreimal so viele Stimmen wie das zweitplatzierte. 

Die Fachjury, bestehend aus Daniel Böhm (Mobilitätsagentur Wien), Andrzej Felczak (Radlobby Österreich), Ulrich Leth (TU Wien), Michael Meschik (BOKU) und Beatrice Stude (Stadtplanerin, stape og), bestätigte: Die Umgestaltung am Getreidemarkt ist ein gutes Beispiel dafür, wie Radinfrastruktur beschaffen sein muss, damit Radfahren für alle Altersgruppen und NutzerInnen attraktiv ist. Dass das Projekt trotz einigem politischen Gegenwind in der gegebenen Form umgesetzt werden konnte, ist daher umso auszeichnungswürdiger. 
Dennoch gibt es auch beim Gewinner der Goldenen Speiche 2017 gibt es noch Verbesserungsbedarf. So fehlt in Fahrtrichtung Mariahilfer Straße (bergauf) noch der Anschluss aus Richtung Operngasse, und auch die Verbindung stadtauswärts entlang der Wienzeile zum Wientalradweg (der derzeit immer noch erst auf Höhe Köstlergasse beginnt) ist seit Jahren ausständig – es bleibt also zu hoffen, dass die hochwertige Radinfrastruktur am Getreidemarkt demnächst wegen des großen Erfolgs verlängert wird.

Am 22. Mai 2018 lud die Radlobby Wien zur Preisverleihung. Vertreter der Stadt Wien, der Bezirke Innere Stadt und Mariahilf sowie verantwortliche PlanerInnen waren geladen und wurden für das Projekt Getreidemarkt ausgezeichnet. Ihre Beiträge waren für das Gesamtprojekt wesentlich und verdienen entsprechende Anerkennung. Wir danken für das Engagement und wünschen gute Fahrt!

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v.l.n.r. Ulrich Kiermayr (Radlobby Innere Stadt), Thomas Berger (MA18), Roland Romano (Radlobby Wien), Sabine Seitz (MA33), Andreas Fuchs (MA33), Moritz Polacek (MA46), Gerhard Arndorfer (MA33), Erwin Buzi (MA28), Sandro Beer (Bezirksvorstehung Mariahilf)

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Radlobby-Sprecher Roland Romano (links) überreicht die Goldene Speiche 2017 an Hrn. Bezirksvorsteher Mariahilf Markus Rumelhart (rechts)

Ehrennennungen:

Vier weitere Projekte waren unter den Top fünf Maßnahmen. Sie haben es zwar nicht auf den ersten Platz geschafft, verdienen jedoch jedenfalls die Nennung:

Auch beim zweitplatzierten Projekt handelt es sich um einen Lückenschluss im Hauptradverkehrsnetz: In der Lidlgasse in Hernals, wurden zwei Einrichtungsradwege errichtet, auf denen wie am Getreidemarkt alle Radfahrenden gut und attraktiv vorankommen. „Eine deutliche Verbesserung für alle NutzerInnengruppen“ seien die neuen Radwege; der hochwertige Umbau beweise, dass dem Bezirk Hernals an einer konsequenten Förderung der sanften Mobilität gelegen ist, so die einhellige Meinung der Jury-Mitglieder.

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Lidlgasse: neue Radwege auf Platz zwei

Dass die Fußgängerzone Kohlmarkt seit Juli 2017 nunmehr zumindest zwischen 22 und 10 Uhr endlich auch für den Radverkehr geöffnet wurde, erspart den VerkehrsteilnehmerInnen in der Inneren Stadt einige Umwege – dennoch bleibt unverständlich, warum die Öffnung nur in eine der beiden Fahrtrichtungen erfolgt ist. Fazit der Jury: Ein prinzipiell sinnvoller Ansatz, der einer durchdachteren Umsetzung harrt – gerne auch in anderen Fußgängerzonen.

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Fußgängerzone mit Radfahrerlaubnis, Radfahren im Ersten

Auf Platz vier befindet sich die Einbahnöffnung in der Dunklergasse, 1120 Wien. Was für sich genommen wie ein unscheinbares, wenige hundert Meter langes Gässchen zwischen Hundeauslaufplatz, U-Bahn-Bögen und neuen Wohnhäusern wirkt, ist das Schlussstück der gelungenen neuen Radwegführung im Bereich der U-Bahn-Station Längenfeldgasse, die großteils bereits 2016 verwirklicht wurde: Jetzt, da die Dunklergasse in beide Richtungen befahrbar ist, besteht eine sichere und direkte Radverbindung zwischen Längenfeldgasse und Gürtel. Sie wurde teils als Zweirichtungsradweg in bequemer Breite, teils im verkehrsberuhigten Bereich auf der Fahrbahn ausgeführt.

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dunklergasse_vorhernachher_rottweiler.jpg, von H. Rottweiler

Platz fünf schließlich teilen sich ex aequo die im Sommer 2017 errichtete Fuß- und Radquerung über den Innengürtel auf Höhe Severingasse, 1090 Wien und die Temporeduktion in der Neulinggasse, 1030 Wien. Hier sorgen neue Schutzwege und eine Ampel dafür, dass die Barrierewirkung, die von der mehrspurigen Gürtelstraße ausgeht, reduziert wird. Das Grätzel zwischen AKH und Währinger Straße wird durch die geöffnete Einbahn Severingasse besser an den Gürtelradweg angebunden. 
Ebensoviele Stimmen erhielt die Geschwindigkeitsreduktion in der Neulinggasse in Wien-Landstraße: Hier wurde über eine Länge von mehr als einem Kilometer Tempo 30 verordnet – eine Maßnahme, die der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer erhöht, und zur Attraktivierung der (seit kurzem städtischen) Hauptradroute Neulinggasse beiträgt. 

Die Top-Projekte 2017 im Überblick: 

1. Radwege Getreidemarkt, 1010 und 1060 Wien
2. Radwege Lidlgasse, 1170 Wien
3. (teilweise) Öffnung der Fußgängerzone Kohlmarkt für den Radverkehr, 1010 Wien
4. Einbahnöffnung Dunklergasse, 1120 Wien
5. Gürtelquerung Severingasse, 1090 Wien
5. Tempo 30 in der Neulinggasse, 1030 Wien
 

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