Räder & Menschenwürde für alle

 

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Flüchtende, die nach Salzburg kommen, brauchen Sicherheit, ein Dach über dem Kopf, Kleider oder eine zweite Decke mehr als ein Fahrrad. Wenn sie länger hier bleiben bietet Radfahren aber oft die einzige Möglichkeit, weitere Strecken zurückzulegen. Wir haben Menschen getroffen, die seit kurzer Zeit hier sind und denen ihr Rad viel bedeutet; und dabei etwas gelernt: über die Notwendigkeit und die Möglichkeit zu helfen.

Veronika Wintersteller hat früh erkannt, dass Hilfe notwendig ist. Seit einiger Zeit geht die Studentin zu den Zeltlagern, redet mit den Menschen, unterrichtet freiwillig Deutsch. Einige Flüchtlinge in der Alpenstraße wünschten sich ein Fahrrad. Veronika fragte im Bekanntenkreis und konnte bald gebrauchte Räder an Abou, Gerald und Christian übergeben.

Wir treffen sie gemeinsam mit Farhod und Abdelahi aus einer festen Unterkunft für Asylwerber. Jeder stammt aus einem anderen Land, jeder hat eine eigene Geschichte, die es wohl wert wäre erzählt zu werden. Und wir haben auch ein gemeinsames Thema: Radfahren. Gerry erzählt von den hölzernen Laufrädern, die sie als Kinder in Kamerun bauten und dem ersten echten Rad, mit dem er die 10 km in die Mittelschule bewältigen konnte. Abdelahi aus Somalia hat erst vor einem Monat Radfahren gelernt. Geübt hat er spätabends bei wenig Verkehr. Mittlerweile erkundet er die Stadt und beobachtet stets wo die SalzburgerInnen radeln. Farhod repariert Räder, die er bei seinem Job beim Recyclinghof aus dem Alteisen rettet. Für alle bedeutet ihr Rad: Salzburg besser kennenlernen können. Veronika denkt laut darüber nach, wie die Flüchtlinge in Wals zu Rädern kommen könnten. Die Männer in der Runde sind sich einig: es müsste einen Art Radverleih bei den Zeltlagern geben.
Wer könne das betreuen?

Wie ist Radfahren hier anders? „In Africa we share the road – people, cyclists, motorbikes, trucks, goats... - here everything is so organized!” fasst es Gerry zusammen. Es ist gut, sind sich alle einig, dass sich die Menschen an Regeln halten. Es nimmt dem sozialen Leben die Unsicherheit, die sie nur allzu gut aus Afrika kennen.

Unsicherheit war auch der Grund, wieso G. aus Kinshasa sein Land verließ. In Neumarkt wohnt der Mann aus dem Kongo in einer Unterkunft an der Hauptstraße. Und erzählt von politischen Aktivitäten, die ihn in Haft brachten. Von den Problemen, vor denen die Bevölkerung seines Landes steht. In Neumarkt vermittelt die Gemeinde Fundräder an die Flüchtlinge. G. hat mit seinem schon einige Male den Wallersee umrundet.

In Saalfelden berichtet Christine Enzinger, wie Radfahren die kleine Freiheit der Asylwerber ist, die sie betreut. Aber die Frauen können oft nicht Radfahren. Für Kinder erscheint es ihr oft zu gefährlich, sagt sie – und fragt im gleichen Atemzug, ob wir einen Kurs bei ihr machen können. Das werden wir!

Allen die einen Facebook-Zugang haben empfehlen wir die Gruppe Fahrräder für Flüchtlinge in Salzburg. Sie zählt bereits 400 Mitglieder. Weitere UnterstützerInnen und Räder wären ein wichtiges, deutliches Zeichen!

https://www.facebook.com/groups/1124808627549145