Verkehrsministerium präsentiert Verkehrszahlen: Rad steigt!

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Der Durchschnittsösterreicher fährt im Vergleich zu vor 20 Jahren mehr Auto, aber ebenso mehr mit den „Öffis“ und mit dem Rad - nur zu Fuß legt er seine Wege weniger häufig zurück. So fasste Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) laut ORF die Resultate der Mobilitätserhebung „Österreich unterwegs“ zusammen. Diese Resultate wurden soeben präsentiert und stellen die umfassendste Mobilitätserhebung in Österreich seit langem dar. Der Umfang erklärt wohl auch die lange Bearbeitungsdauer - die Zahlen wurden 2013/2014 erhoben, sind also nicht mehr ganz frisch und bilden die Mobilitätsentwicklungen der letzten Jahre nicht ab.

Signifikante Änderungen seit 1995

Im Vergleich des BMVIT zwischen 1995 und 2013/2014 zeigt sich "... eine besonders herausstehende Veränderung, nämlich ein äußerst starker Rückgang des Anteils an reinen Fußwegen von 27% auf 17%. Dies entspricht einem relativen Rückgang um
fast 40%. Heute werden demnach deutlich weniger Wege zu Fuß zurückgelegt als noch vor 20 Jahren. Dem gegenüber steht ein Anstieg bei Wegen mit dem motorisierten Individualverkehr von 51% auf 57%. Die Steigerungen betreffen allerdings nur die LenkerInnen. Der Anteil der MitfahrerInnen ist in etwa gleich geblieben, was dazu führt, dass der durchschnittliche Besetzungsgrad der Fahrzeuge heute etwas geringer ist als im Jahr 1995. Der Anteil des Öffentlichen Verkehrs (von 17% auf 18%) und der Radverkehrsanteil (von 5% auf 6%) haben in diesem Zeitraum leicht zugenommen.

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Regionale Unterschiede und mehr Rad

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass die Entwicklungen in den unterschiedlichen Raumtypen der Bezirke unterschiedlich bzw. zum Teil sogar gegenläufig waren, so setzt das BMVIT fort: "Bemerkenswert ist der deutliche Anstieg des Radverkehrsanteils in den Großstädten (ohne Wien) von 9% auf 15% in den letzten 20 Jahren. Insbesondere ist diese Entwicklung auf die positiven Auswirkungen der Radverkehrsförderung und restriktive Maßnahmen beim motorisierten Individualverkehr in einigen Landeshauptstädten zurückzuführen, so ist es insbesondere in Bregenz, Salzburg, Innsbruck und Graz gelungen, die Radverkehrsanteile in den letzten 20 Jahren teilweise deutlich zu erhöhen."

Sonderfall Wien: noch zu wenig Rad

In der Bundeshauptstadt sieht das BMVIT positive Effekte m ÖV-Bereich: "In Wien ist es durch umfangreiche Maßnahmen (z.B. Ausbau des ÖV-Angebotes, günstige Jahreskarten, Parkraumbewirtschaftung usw.) gelungen, trotz des auch hier rückläufigen Anteils an Fußwegen den Anteil der MIV-Wege signifikant von 35% auf 31% zu senken und den Anteil des Öffentlichen Verkehrs von 32% auf 40% deutlich zu erhöhen. Auch der Anteil des Radverkehrs wurde von 1% auf 3% deutlich erhöht, wobei jedoch zu beachten ist, dass in der Erhebung von 1995 der Radverkehr tendenziell unterschätzt wurde."

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Wenn das BMVIT von 3% (und an anderer Stelle der Studie von 4%) Radanteil in Wien spricht, so ist das deutlich geringer als die aktuelelsten Wiener Zahlen von 2015, die bei 7% lagen. Liegt wieder "tendezielle Unterschätzung" vor? Zu diesem Unterschied nahm Radbeauftragter Martin Blum auf Facebook wie folgt Stellung:

"Modal-Split-Erhebungen sind grundsätzlich Sozialwissenschaft und keine exakte Wissenschaft. Tatsächlich gemessen wird der Radverkehr an den Zählstellen in Wien. Auch beim Vergleich von Modal-Splits verschiedener Städte ist große Vorsicht geboten. Der Modal-Split für Wien wird seit fast 20 Jahren jährlich von den Wiener Linien erhoben. Auch unterschiedliche beauftragte Unternehmen lieferten dabei vergleichbare Werte. Die Stichprobengröße war in Wien im Jahr 2014 etwa gleich groß wie beim bmvit. Über die Jahre beträgt sie jedoch ein Vielfaches. Das BMVIT hat nach 20 Jahren eine einmalige Erhebung gemacht."

Martun Blum weisst auf Gründe für die Differenzen hin: "Unterschiede können sich ergeben durch andere Methodik/Sample, Einbeziehung stadtgrenzüberschreitender Fahrten und Erhebung des BMVIT mit Befragungsschwerpunkt im Winterhalbjahr. Grundsätzlich gibt es von Wien aktuellere Daten. In rund einem Monat werden die Daten von 2016 verfügbar sein." Wir sind gespannt!

Download des Gesamtberichtes HIER.