Sichere Straßen: Risiko durch Lkw minimieren

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Im Jahr 2016 sind bereits 5 Tote durch Lkw-Unfälle in Wien zu beklagen. Ein 6-jähriges Kind kam knapp mit leichten Verletzungen davon. Kollisionen zwischen Lastkraftwägen und nichtmotorisierten StraßenbenützerInnen haben meist schwere oder schwerste Verletzungen zur Folge. Zudem sind Schwerfahrzeuge in der Unfallstatistik überrepräsentiert. Sie stellen also eine überdurchschnittlich große Gefahr für Menschen zu Fuß und am Rad dar. Es besteht dringender Handlungsbedarf.

Daher hat Vzbgm. Maria Vassilakou am 10. Juni zu einem Krisengespräch ins Rathaus geladen (ARTIKEL). Für diesen Gipfel hat die Radlobby Wien wertungsfrei wichtige Aspekte in fünf notwendigen Handlungsfeldern für mehr Verkehrssicherheit zusammengefasst, die wir mit Nachdruck vertreten. Grundlegend dafür ist die "Vision Zero – das Ziel von Null Verkehrstoten", die sowohl die Stadt Wien als auch das Verkehrministerium (BMVIT) verfolgen, und das Österreichische Verkehrssicherheitsprogramm 2020.

Das Programm orientert sich grundsätzlich am Konzept der „Sustainable Safety, welches in Prinzip 2 festhält: "Große Massenunterschiede sind gefährlich und daher zu vermeiden."  Radlobby-Infrastruktursprecher Roland Romano dazu:  "Es braucht eine räumliche oder zeitliche Trennung von Lkws und Rad- bzw. Fußverkehr sowie sicheres Kreuzungsdesign. Schnelle Lösungen sind vor allem durch getrennte Ampelphasen zu erreichen"

Fünf Handlungsfelder für mehr Verkehrssicherheit

1. Kreuzungsdesign: Sicherheit durch Umgestaltung

  • Evaluierung aller bestehenden Kreuzungen mit Schwerlastverkehr (Radwegsicherheit, Haltelinien)
  • Darauffolgend Umbau aller Problemstellen (u.a. auch mit Brücken, Unterführungen)
  • Konsequente Prüfung neuer Bauvorhaben in Hinblick auf Lkw-Risiken
  • Ausschöpfung aller Möglichkeiten durch Ampelschaltungen (Vor-Grün, getrennte Ampelphasen)
  • Programm zur raschen Nachrüstung von Sicherheitselementen wie Schutzinseln, Rad-Bypass, angepasste Haltelinien
  • Evaluierung der Wiener Verkehrsmaßnahmen der letzten zehn Jahre in Hinblick auf die strategischen Leitprinzipen des Verkehrssicherheitsprogrammes
     

2. Kampagnen: Bewusstseinsbildung bei allen Zielgruppen

  • Breite Informationskampagne zielgruppenspezifisch an Lkw-LenkerInnen und Frächter, RadfahrerInnen, FußgängerInnen etc.
     

3. Gesetzliche Änderungen

  • Getrennte Abwicklung von Hauptverkehrsströmen unterschiedlicher Geschwindigkeiten und Massen durch temporäre Fahrverbote für Schwerfahrzeuge (z.B. in den Spitzenstunden oder zu Schulwegzeiten)
  • Einschränkungen für gefährliche Fahrzeuge ohne die notwendige Sicherheitsausstattung – Beispiel „Safer Lorries Scheme“ in London, seit September 2015 in Kraft
  • Fahrverbote für Fahrzeuge >3,5 t in dicht bebauten Wohngebieten und Auslieferung durch Kleintransporter und Lastenräder (z.B. auch in Fußgängerzonen und Begegnungszonen)
     

4. Ausbildung von KraftfahrerInnen

  • Zum Perspektivenwechsel Radfahr-Stunden im Führerscheinerwerb verpflichtend einführen
  • Bei Weiterbildung Modul „Sicherer Stadtverkehr“ in der Fahrerqualifizierung einführen
     

5. Ausstattung der Fahrzeuge

  • Vermehrter Einsatz von Fahrzeugkabinen mit guter Rundumsicht. Die direkte Sicht ist der indirekten Sicht über Spiegel vorzuziehen. Vorreiterrolle bei stadteigenen Fahrzeugen.
  • Spiegel und Seitenverkleidung: rasche Ausrüstung und Nachrüstung von Schwerfahrzeugen gemäß dem Stand der Technik und EU-Richtlinien. (Siehe z.B. CLOCS-Projekt)
  • Assistenzsysteme (Akustikwarnung, Toter-Winkel-Kamera und Notbremsassistent) oder Beifahrer
  • Schwerpunktkontrollen mit dem Aspekt der Fahrzeugausstattung

 

Das Positionspapier zu Lkw und Verkehrssicherheit der Radlobby Wien zum Download: