Endlich Lückenschluss auf der Linken Wienzeile

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Anfang Mai fand beim Alfred-Grünwald-Park am Naschmarkt der BürgerInnendialog zum Wiental-Radweg statt. Zwei Halbtage lang standen an den beiden Tagen ExpertInnen Rede und Antwort zum geplanten Projekt in der Linken Wienzeile.Die erarbeitete Planung wurde im Detail diskutiert und die Interessen und Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerung aufgenommen. 

"Endlich!"

Die Reaktionen der Bevölkerung fielen sehr positiv aus. Dieses Projekt sei längst überfällig und eine gute Sache, hieß es, man freue sich darüber, dass nun endlich gehandelt wird. „Unsere Kinder werden es uns danken“, „Juhuuu“ und „Endlich!“ liest man auf den Post-Its der Pinnwand. Die BürgerInnen wünschten sich zudem, rechtzeitig in die Planung eines derartigen Projekts mit eingebunden zu werden, sicheres Queren für FußgängerInnen, Bäume und Sitzmöglichkeiten, einen Radweg auch auf der Rechten Wienzeile und mehr Platz an kritischen Stellen, um das Miteinander zu erleichtern. Auch der Wunsch nach günstigen Anrainerstellplätzen wurde geäußert. 

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Rückmeldungen vor Ort am Plakat, 3. und 4. Mai 2019 vor dem Alfred-Grünwald-Park

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Derzeitiger Zustand der Linken Wienzeile nicht zumutbar

Der aktuelle Ist-Zustand auf der Linken Wienzeile fordert Menschen am Rad heraus, die Strecke ist selbst für routinierte Radfahrende eine Herausforderung. Viele meiden den Straßenzug völlig und umfahren ihn großräumig. Zu knappes Überholen durch Kfz-Lenkende, unachtsam aufgerissene Autotüren, Autos, die plötzlich stehen bleiben, ausparken, oder einparken, Ladetätigkeit, querende Fußgänger – nur einige der Eindrücke vor Ort. Dieses Video von Helge Fahrenberger gibt einen Einblick.

Verbesserung

Nun ist endlich Verbesserung in Sicht. Entlang der Linken Wienzeile plant die Stadt Wien mit dem Bezirk Mariahilf einen Zweirichtungsradweg, der eine baulich getrennte Radverbindung entlang der Linken Wienzeile schafft. Damit wird eine 400 Meter lange Lücke im Wiener Hauptradverkehrsnetz geschlossen und die Wientalradroute, die bisher stumpf in der Köstlergasse endet, bis zum Radweg Operngasse verlängert.
Der Radweg ist baulich getrennt und somit geschützt. Zwischen den Ladezonen/Parkplätzen und dem Radweg ist ein ca. ein Meter breiter Sicherheitstreifen vorgesehen, im Bereich ohne Parkplätze 0,6 Meter. Der Bereich „Theater an der Wien“ erhält rechtzeitig zum nächstjährigen Beethovenjahr einen mit heimischem Granit gepflasterten Vorplatz. Dort, wie auch bei Hauseinfahrten, wird der Radweg mit Signalfarbe eingefärbt.

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So könnte der Radweg in Zukunft aussehen, Rendering der Stadt Wien.

Die Kapazität der Wienzeile für den Fließverkehr auf der Fahrbahn bleibt vollständig erhalten und wird sogar durch reduzierte Ein-Ausparkvorgänge erhöht. Insgesamt steigt durch den Radweg die Leistungsfähigkeit deutlich. Beide Spuren der Linken Wienzeile bleiben bestehen, ebenso alle Abbiegemöglichkeiten. Durch den baulich getrennten Radweg verbessert sich der Verkehrsfluss für den motorisierten Individualverkehr. Menschen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, müssen nicht mehr die Fahrbahn verwenden.

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Leistungsfähigkeit einer Straße: Auto-Orientiert vs. Vollwertige Straße

Kompromiss vieler abgewogener Interessen

Die Taxistandplätze bleiben erhalten; für die Geschäftstreibenden am Naschmarkt werden Ersatzliefermöglichkeiten in der Rechten Wienzeile geschaffen.
Für die entfallenden rund 70 Parkplätze wird es Kompensationsmöglichkeiten in den umliegenden, öffentlichen Parkgaragen geben und das Leitsystem zu den Parkgaragen wird verbessert. Für die KundInnen des Naschmarkts und der Geschäfte entlang der Wienzeile wird es stark verbilligtes Kurzparken geben. Für die BewohnerInnen des 6. Bezirks wird es ein stark vergünstigtes Angebot für Dauerparkplätze (95 vergünstigte Stellplätze in den Garagen Lehargasse, Operngasse, Kühnplatz, Windmühlgasse) geben. Ziel der Aktion ist es, die Existenz der Parkgaragen ins Bewusstsein zu rücken und damit mehr Platz für alle zu schaffen. Nach Planungsgesprächen der Stadt Wien mit einigen Geschäftstreibenden konnten Lösungen für deren Anliegen gefunden werden. Im Interview mit ORF Wien beispielsweise stellt Eric Deschmann, Geschäftsführer des "Savoy" fest, dass man nun mit den Planungen "gut leben könne".

ORF Wien zum Radweg Linke Wienzeile im Gespräch mit Anrainerinnen, Radfahrenden und Geschäftstreibenden.

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Plus 12,6 Prozent

Im internationalen Vergleich liegt Wien im Copenhagenize-Index der radfreundlichen Städte (Stand 2017) auf Platz 12, hinter Barcelona, Tokyo und Berlin. Im Jahr 2015 war es noch Platz 16 gewesen. Was den Anteil der Radfahrenden am Gesamtverkehr angeht, bleibt dieser hinter dem in anderen Großstädten zurück. Wenn man dem Modal Split – der jährlichen Verkehrserhebung – vertraut, liegt der Fahrrad-Anteil seit einigen Jahren bei 7 Prozent. Zum Vergleich: in München sind es 17 Prozent, in Berlin 13 Prozent. Fahrradstädte wie Kopenhagen oder Amsterdam halten inzwischen bei knapp 40 Prozent.

Die Aussagekraft des Modal Split ist allerdings nicht unumstritten, da sich die Ermittlungsmethoden in den verschiedenen Städten stark voneinander unterscheiden. In Wien kommen die Zahlen vor allem durch Telefoninterviews zustande.

Quantitativ treffsicherer sind die Ergebnisse der inzwischen vierzehn automatisierten Dauerzählstellen in Wien*: Wurden im Jahr 2014 noch insgesamt 6.866.721 Radfahrten registriert, waren es im Jahr 2018 7.730.631, also knapp eine Million mehr. Das  bedeutet einen Anstieg von 12,5 Prozent im Zeitraum von fünf Jahren.

*Quelle: Wiener Zeitung