Die Tücken und Lücken des Radmasterplans Klagenfurt

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Anfang 2018 wurde der Radmasterplan Klagenfurt von Politikern und Planern aus Stadt und Land präsentiert. Vieles ist in ihm enthalten, angefangen bei verkehrsrechtlichen Maßnahmen über kostengünstige und schnell umsetzbare Verbesserungen bis hin zu großen Leuchtturmprojekten. Maß hat man - wie könnte es anders sein - bei den Niederlanden genommen, die mit ihren zahlreichen Good-Practice-Beispielen schon seit längerer Zeit zeigen, wie es gehen könnte, wenn man nur will.

Nach zwei Jahren der Umsetzung hat sich ein durchwachsenes Bild gezeichnet. Durch mehrere Einbahnöffnungen im Kardinalviertel und die längst überfällige Anbringung der Radfahrerüberfahrten entlang bestehender Radwege wurden und werden kleine, wichtige Schritte gesetzt. Der große Wurf, um aus Klagenfurt eine Fahrradstadt zu machen, ist aber bisher ausgeblieben. Lediglich in der St.-Ruprechter-Straße konnte ein neuer getrennter Geh- und Radweg umgesetzt werden. Mit der Fahrradstraße am Lendkanal wurde der bereits gut funktionierende Status quo immerhin auch rechtlich aufgewertet.

Farbe ist keine Infrastruktur

Ansonsten hat man sich vor allem auf die Markierung von Mehrzweckstreifen konzentriert, selbst auf stark befahrenen Straßen mit angrenzenden Parkstreifen. Dass diese Form der Infrastruktur für den Radverkehr kaum Vorteile (sondern vielfach Nachteile) bringt, wurde von der Radlobby schon einmal in einem Bericht zusammengefasst und auch die Klagenfurter Stadtpolitik und Verkehrsplanung wurde bereits mehrere Male darauf aufmerksam gemacht.

Mehrzweckstreifen gibt es mittlerweile u.a. in der Bahnhofstraße, Gabelsbergerstraße, am stark und schnell befahrenen Rudolfsbahngürtel oder in der Maximilianstraße. Gerade letztere ist ein brisantes Beispiel, gäbe es doch ausreichend derzeit ungenützten Platz für getrennte Radwege.

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Gähnende Leere in der Maximilianstraße. Wo geschützte Radwege sein könnten, befinden sich aktuell weitestgehend leere Parkplätze und ein Mehrzweckstreifen, der sich wohl auch selbst etwas deplatziert fühlt.

Keine Besserung in Sicht

Wirft man einen Blick auf die Maßnahmen, die für dieses Jahr geplant sind, wird eines schnell klar: auch heuer bleibt es eher mager. Äußerst positiv sind die beiden geplanten Abschnitte des Glanradwegs in Mageregg und Harbach. Blickt man aber auf die restlichen Maßnahmen, wird man wieder auf den Boden der Realität geholt. Weitere Mehrzweckstreifen sollen in der Florian-Gröger-Straße, Luegerstraße, Völkermarkter Straße, Villacher Straße, Ferdinand-Wedenig-Straße und St.-Ruprechter-Straße errichtet werden.

Dabei bewegt man sich allmählich an der Grenze des Machbaren, denn richtlinienkonform oder gar sinnvoll sind diese Maßnahmen nicht, beachtet man die täglichen Verkehrsmengen und die verfügbaren Straßenbreiten. Dem Radverkehr tut man mit dieser Vorgehensweise wahrlich nichts Gutes.

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In der Völkermarkter Straße soll 2020 ein Mehrzweckstreifen errichtet werden. Rund 20.000 KFZ sind hier täglich unterwegs. Der Platz für einen baulich getrennten Radweg wäre vorhanden.

Unsere Forderung: Endlich Geld und Mut in die Hand nehmen!

Um den Radverkehr in Klagenfurt voranzubringen, wird es mehr brauchen. Viel mehr. Der Schlüssel liegt in baulich getrennter Infrastruktur auf Hauptstraßen und effektiver Verkehrsberuhigung im Nebenstraßennetz. Dafür wird es aber einerseits ein ausreichend dimensioniertes Budget und andererseits den Mut zur Veränderung brauchen. Denn in Klagenfurt tobt nach wie vor der erbitterte Kampf um jeden Parkplatz. Und das in einer Zeit, in der nicht nur der Klimawandel viele Städte wieder zu einer menschenfreundlichen Gestaltung des öffentlichen Raums bewegt. Das geht aber nur, wenn der Fuß- und Radverkehr wieder die Dominante in der Verkehrsplanung wird.

Alle Infos zum Radmasterplan Klagenfurt inkl. der Vorhaben für 2020 sind unter strassenbau.ktn.gv.at/Themen/Radwege abrufbar.

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