Initiativen fordern sichere Schulradwege: Bei „Politik fährt Rad“ war fast der gesamte Stadtsenat dabei und versprach, seine Hausaufgaben zu machen

Politik fährt Rad - Kernforderungen

Klagenfurt: Um auf die Verbesserungsmöglichkeiten im Radwegenetz hinzuweisen, haben Initiatives Viktring, die Critical Mass, die Plattform Stadtentwicklung und die Radlobby die Politik zu einer Radtour durch die Landeshauptstadt geladen. Zum Schulanfang wurden unter reger Beteiligung der Stadtpolitik einige Schulen im Frühverkehr mit dem Rad besucht. Fazit der Tour: Es braucht kindergerechte, sichere und durchgehende Radwege. Und mutige Politikerinnen und Politiker, um dies umzusetzen.

Anlässlich der europäischen Mobilitätswoche luden mehrere Initiativen aus der Zivilgesellschaft die Politik zu einer gemeinsamen Radtour durch die Landeshauptstadt. „Sichere Schulwege sind ein wichtiger Baustein für die Verkehrswende. Deshalb haben wir das Schulradfahren zum Hauptthema der Radtour gemacht. Viele Kinder und Jugendliche würden den Schulweg gerne mit dem Rad bewältigen, allein oder in Begleitung ihrer Eltern. Das lückige Radwegenetz und der ausufernde Kfz-Verkehr in Klagenfurt verunmöglichen das jedoch oft“, beklagt Sabine Biedermann von Initiatives Viktring.

Teilgenommen haben hochrangige Politikerinnen und Politiker fast aller Parteien, darunter 1. Vizebürgermeister Philipp Liesnig (SPÖ), 2. Vizebürgermeister Alois Dolinar (TK), Verkehrsreferentin Corinna Smrecnik (SPÖ), Wirtschaftsreferent Max Habenicht (ÖVP), Straßenbaureferentin Sandra Wassermann (FPÖ) sowie die Gemeinderäte Margit Motschiunig (Grüne) und Siegfried Wiggisser (ÖVP).

Klagenfurt - Politik fährt Rad Gruppenfoto

v.l.n.r. Daniel Wuttej (Radlobby), Philipp Liesnig (SPÖ), Alois Dolinar (TK), Sandra Wassermann (FPÖ), Hildegard Enzinger (Initiatives Viktring), Christian Brandstätter (Plattform Stadtentwicklung), Max Habenicht (ÖVP), Gerald Schumer (Radlobby), Siegfried Wiggisser (ÖVP), Corinna Smrecnik (SPÖ), Margit Motschiunig (Grüne) und Sabine Biedermann (Initiatives Viktring). Foto: Konrad Bauer (Critical Mass)

Der Weg der Tour führte vom Schulverkehrsgarten bei der Volksschule 14 in Welzenegg über die Völkermarkter Straße zur Dr. Karl-Renner Schule, durch die Innenstadt zum Schulkomplex St. Ursula und endete beim Ingeborg-Bachmann-Gymnasium. Fehlende oder plötzlich endende Radwege, knappe Überholmanöver nervöser Autofahrer, nicht vorhandene Radfahrerüberfahrten und jede Menge Elterntaxis zeugten davon, dass in Klagenfurt für sichere Schulradwege noch viel zu tun ist. Kaum jemand würde seine Kinder die zurückgelegte Route allein am Rad fahren lassen.

Die Initiativen haben der Politik zum Schulstart nicht nur Schultüten überreicht, sondern auch konkrete Forderungen mitgebracht. So sollen alle Haupteinfahrten wie Völkermarkter, Villacher, St. Veiter, Feldkirchener oder Rosentalerstraße endlich durchgehende und sichere Radwege erhalten. Gerald Schumer von der Radlobby: „Es kann nicht sein, dass den Autos vier Fahrstreifen plus zusätzliche Abbiegespuren zur Verfügung stehen, jedoch kein Platz für einen Radweg gefunden wird. Die Politik muss endlich den Mut aufbringen, den Kfz-Verkehr einzuschränken und damit Platz für radfahrende Kinder und Jugendliche zu schaffen. Dafür wird man da und dort einen Fahrstreifen opfern müssen“. Schumer erklärt eine weitere Anregung an die Politik: „In der Früh herrscht vor den Schulen ein regelrechtes Verkehrschaos. Eltern bringen ihre Schützlinge vermehrt mit dem Auto in die Schule: Warum? Weil der Schulweg durch die vielen Autos zu gefährlich ist. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, sollen vor allen Bildungseinrichtungen Schulstraßen verordnet werden, womit die ausufernden Elterntaxis ausgesperrt werden und unsere Kinder wieder gefahrlos und selbständig zur Schule können.“ Eine weitere Forderung sind baulich getrennte Radwege statt Mehrzweckstreifen. Konrad Bauer von der Critical Mass, die einmal im Monat unter dem Motto „Mehr Platz für‘s Rad“ durch Klagenfurt radelt, erläutert: „Klagenfurt setzt in den letzten Jahren großteils auf Mehrzweckstreifen, also auf die Fahrbahn gepinselte Pseudoradwege. Diese sind sehr gefährlich, insbesondere neben parkenden Autos, bieten keinerlei Schutz und laden förmlich zum knappen Überholen ein. Baulich getrennte Radwege brauchen zwar mehr Platz, erlauben aber sicheres Radfahren für alle, auch für Kinder, Jugendliche und Familien. In Klagenfurt wiegen bisher aber oft Parkplätze mehr als kindergerechte Radwege“. Christian Brandstätter von der Plattform Stadtentwicklung wünscht sich eine generelle Überarbeitung des Klagenfurter Verkehrskonzepts, wobei innerhalb des Ringes eine Verkehrsberuhigung nach dem Beispiel einer italienischen „Zona traffico limitato“ das Ziel sein muss. „Das bringt Leben in die Innenstadt und löst nebenbei alle Probleme für den Rad- und Fußverkehr.“ Weitere Forderungen der Initiativen sind ein genereller Vorrang für Radfahrende von der Planung bis zur Ampelschaltung und ein kindergerechtes, durchgehendes Radwegenetz in allen Stadtteilen.

Sabine Biedermann von Initiatives Viktring fasst zusammen: „Es freut uns, dass die Anregungen aus der Zivilgesellschaft von den mitradelnden Politikerinnen und Politikern durchwegs zustimmend entgegengenommen wurden. Den Argumenten für eine autofreie Innenstadt, mangelnde Sicherheit von Mehrzweckstreifen oder den Vorrang für Radwege gegenüber dem Erhalt von Parkplätzen stimmten die Anwesenden unisono zu. Wir hoffen, dass sich das künftig auch im Beschluss- und Abstimmungsverhalten widerspiegelt, immerhin war fast der gesamte Stadtsenat vertreten.“

Die Politik hat also zusagt, ihre Hausaufgaben im Bereich der Schulradwege und der Radmobilität im Allgemeinen zu machen. Künftig soll wesentlich enger mit den Initiativen zusammenzuarbeitet werden. „Politik fährt Rad“ wird also jedenfalls eine Fortsetzung finden.

Rückfragen:
Gerald Schumer, Radlobby Klagenfurt, 06504730152 |

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