Schokoladenseite des Radverkehrs am Andritzbach

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Andritz ist ein Bezirk auf der Schokoladenseite, was Radanbindungen betrifft. Mit Fertigstellung eines wild-romantischen Abschnitts entlang des Andritzbach-Unterlaufs noch mehr.

Der über Jahrzehnte schleppende Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur in Graz hat in jüngster Zeit vom Hochwasserschutz profitiert: Mehrere Problembäche, die immer mehr zugebaut worden waren, bekamen ein neues Bett und beherbergen an ihren Ufern nunmehr Geh-/Radwege. Das ist am Leonhardbach so und auch in Fragmenten am Petersbach. Geradezu "ausufernd" - im positiven Sinne - ist diese Synergie entlang des Gabriach- und Andritzbachs im Nordosten der Stadt: An den Radweg am linken Murufer auf Höhe der Siedlung "Am Arlandgrund" anschließend, kreuzt man nun entlang des Andritzbachs die Weinzöttlstraße (B67a) - eine bestehende Druckknopfampel-Querung wurde einige Meter verlegt -, um dann auf dem 2014 eröffneten GRW entlang des Gabriachbachs zur Andritzer Reichsstraße bis vor die Tore der Maschinenfabrik Andritz zu gelangen.

Reizvoll und bevorrangt
So sind im Grazer Nordosten 1,2 km neue Radroute von hoher Qualität entstanden, die abseits der Kfz-Ströme führt und auch landschaftlich durchaus reizvoll ist. Letzteres trifft insbesondere auf den jetzt fertiggestellten Abschnitt am Andritzbach-Unterlauf zu, weil er ein von Verbauung verschont gebliebens altes Wasserschutzgebiet tangiert.

Der Vollständigkeit halber muss man relativieren: Der Blick auf die teilweise neu inszenierte (renaturierte), fast wild-romantische Landschaft im Mündungsbereich des Andritzbachs in die Mur ist die eine Seite, die andere ist hinter einem Zaun der Großparkplatz eines Autohauses, der quasi umfahren wird. Auch dominante Starkstromleitungen wirken störend auf dieses kleinräumige stadtnahe Idyll.

Noch wird im Bereich Am Arlandgrund an einer Fernwäreleitung bzw. an der Ufergestaltung gearbeitet, und das kurze Macadam-Stück bis zum Pongratz-Moore-Steg soll sinnvollerweise auch noch asphaltiert werden; doch sonst kann sich diese Nord-Süd-Achse in Kombination mit dem Murradweg (R2) schon sehen lassen. Abgesehen von der Querung der Weinzöttlstraße wird den RadlerInnen auf der gesamten Strecke Vorfahrt einräumt; an den Kreuzungen mit den untergeordneten Straßen (Münkerstraße, neu: Wasserwerkstraße) sorgen Radfahrüberfahrten für bevorrangtes Weiterkommen, sodass man praktisch wie auf einem "Rad-Highway" kreuzungsfrei bzw. bevorrangt bis in die City (Erzherzog-Johann-Brücke) kommt. Was jetzt noch fehlt: An der Weinzöttlstraße (B67a) zweigt der R2/HR2 ab und führt Straßen begleitend und in einiger Entfernung parallel zur Mur Richtung Nordwesten nach Gratkorn. Diese, großteils sanierungsbe-dürftige Radroute auszubauen und zum ersten richtigen Rad-Highway der Steiermark zu machen, wird von der Radlobby ARGUS Steiermark in Zusammenarbeit mit der Ortsgruppe Gratkorn verfolgt.       

Ein Wohnbezirk wird gut erschlossen
Zurück zu Andritz und der Schokoladenseite: Im Gegensatz zu anderen peripheren Wohnbezirken kam man hier schon Anfang der 1980er-Jahre in der ersten Ausbauphase in den Genuss eines Radwegs, der großteils auf einem zugeschütteten, aber nicht verbauten Mühlgang von der City über die Körösistraße bis ins Ortszentrum Andritz führte. Es folgte der Ausbau am Linken Murufer bis Am Arlandgrund, 2014 der erwähnte  Teilabschnitt Gabriachbach sowie die zwar nicht lückenlose, aber verbesserte Ost-West-Achse St. Veit - Weinzödlbrücke - Shopping Nord - Gösting. Dazwischen wurden noch die Hauptradrouten HR3 (R28) bis Andritz-Ursprung und HR 4 bis Weinitzen weitergeführt bzw. -gebaut. Seine historischen Wurzeln hat der Radwegebau in Andritz überhaupt schon 1938, als im Zuge der Neutrassierung der ehemaligen Wiener Straße von der St. Veiter-Kreuzung/ St. Gotthard an der Ostseite der B67 Grazer Straße bis zum Kanzelfuß der erste Radweg in Graz angelegt wurde. Auch damals war es übrigens Hochwasser, der den infrastrukturellen Eingriff notwendig machte.    
  

 

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